Verschiedene Einsatzbereiche
„Es war eine sehr intensive Begleitung“, sagt Daniela Klesel über ihre letzte Begleitung in einem Pflegeheim. Über vier Monate war sie für die Dame da, hat ihr ihre Aufmerksamkeit geschenkt. In der Regel zwei Stunden die Woche. Zum spürbaren Lebensende hin sogar öfters oder spontan. „Es hat gut gematcht“, schildert sie und meint, dass es auch für sie sehr bereichernd war. Ehrenamtliche des Ambulanten Hospizdienstes wie Daniela Klesel begleiten Menschen in ihrem privaten Umfeld, in Pflegeheimen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen im Einzugsgebiet oder im Klinikum Friedrichshafen.
Zeit für Begleitung
Daniela Klesel kommt beruflich aus dem pflegerischen Bereich. Die gelernte Krankenschwester möchte mit Herzblut und ihrer Empathie Menschen auf dem letzten Lebensweg begleiten. In ihrer Ausbildung und später auch noch in der beruflichen Praxis, so die heute 60-Jährige, habe dies selbstverständlich dazugehört. Im Laufe der Jahre fehlte den Pflegekräften aber mehr und mehr Zeit dafür. Sie konnte sich daher gut vorstellen, im nahenden Ruhestand mit der ambulanten Hospizarbeit zu verwirklichen, was im Berufsleben mitunter zu kurz kam. Bereits zwei Jahre länger beim Ambulanten Hospizdienst im Einsatz hat ihr Mann sie mit seinen Erzählungen in ihrem Vorhaben bestärkt.
Hospizarbeit ist nicht Pflege
Den ehrenamtlichen Einsätzen geht eine Schulung voraus. Für sie sind ebenso, wie für die Koordination der Einsätze, Birgitta Radau und ihre Kollegin Corinna Sollbach zuständig. In der Regel findet jedes Jahr eine Ausbildung für bis zu 15 Personen statt. Daniela Klesel zählt einige Themen auf, die behandelt werden: Was heißt Sterben – auch im religiösen Sinne? Kleinere pflegerische Dinge, aber auch rechtliche Themen, finden Eingang sowie die Rolle als Ehrenamtliche. Eine wichtige Erkenntnis war für sie, dass sie sich abgrenzt zu den Pflegeaufgaben. Zwar arbeitet sie schon länger nicht mehr in der „Pflege am Bett“, aber die Pflege-DNA bleibt vermutlich ein Leben lang im Blut.
Teil des Mobiles um den sterbenden Menschen
Das Bild eines Mobiles symbolisiert auch Klesels eigene Rolle: In der Mitte der sterbende Mensch, drumherum Angehörige, vielleicht Enkel, Pflegedienst und eben auch Ehrenamtliche. „Welche Rolle habe ich?“, gelte es immer wieder zu klären. Sie scheint sie gefunden zu haben. „Ich kann es stehen lassen“, sagt sie. „Man hat keine Verantwortung.“ Sie bewerte nicht und müsse keine Stellung einnehmen. Sie könne sich auch trotz der berührenden Situationen gut abgrenzen. „Es liegt in meinem Naturell, dass ich Dinge hinnehmen kann, wie sie sind.“
Loslassen
„Manche Menschen wollen erzählen, wie ihr Leben war. Eine andere Frau wollte einfach nur Ruhe“, schildert die Ehrenamtliche wie unterschiedlich sich Menschen am Lebensende verhalten. Bei Einsätzen müsse man auch die Stille aushalten können. Wenn über die Begleitung wie so oft intensive und bereichernde Beziehungen entstanden sind, ist davon auszugehen, dass der Abschied auch für die Ehrenamtlichen schmerzhaft ist. Daniela Klesel sagt, ihr helfe ein Ritual. Nämlich der Gedanke: „Es ist auch Erlösung.“
Informationen
Wer sich ehrenamtlich betätigen möchte und Interesse hat, sich beim Ambulanten Hospizdienst zu engagieren, kann sich an Birgitta Radau (0173/3711226, birgitta.radau(at)stiftung-liebenau.de) und Corinna Sollbach (0175/2621945, corinna.sollbach(at)stiftung-liebenau.de) wenden. Wer lieber finanziell den Dienst unterstützen möchte, darf dies gerne tun unter: Stiftung Liebenau, IBAN: DE35 6905 0001 0020 9944 71, BIC: SOLADES1KNZ, Kennwort: Ambulanter Hospizdienst.