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Berufliche Zukunftschancen für alle

Gabriele Schneider ist im Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) eine Mitarbeiterin der ersten Stunde. 1983 kommt die gelernte Grundschullehrerin aus Rumänien nach Deutschland. Vor gut 35 Jahren beginnt ihr Weg in der Stiftung Liebenau, zunächst im Wohnheim des BBW. Dort ist sie über 20 Jahre direkte Ansprechpartnerin für die Jugendlichen, kann sich mit ihrer Expertise aber auch in neue Ausbildungskonzepte einbringen. Fachlich entwickelt sie sich dabei ständig weiter, ist zwischenzeitlich Teamleiterin und entschließt sich mit 51 Jahren sogar zu einem Psychologiestudium.

Das Bild zeigt Gabriele Schneider

Gabriele Schneider hatte von Anfang direkten Draht zu den Jugendlichen im Berufsbildungswerk Adolf Aich. Das Pommes-Bild veranschaulicht, wie ein Autist die Welt sieht, beziehungsweise bestrebt ist, eine Ordnung im Chaos zu schaffen.

Menschen mit Beeinträchtigungen einen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen, das ist ein wesentlicher Auftrag des BBW in Ravensburg. Wie hat diese Geschichte begonnen?

Mit dem §66 des Berufsbildungsgesetzes, das 1969 in Kraft getreten ist, wurde erstmals die Möglichkeit geboten, theoriereduzierte Ausbildungsgänge anzubieten. Bis dahin gab es für Menschen mit Lernbehinderung keine beruflichen Folgemaßnahmen, wenn sie die Sonderschule absolviert hatten. Die Stiftung Liebenau war da sehr clever und hat da gleich ein Angebot geschaffen, wenn auch zunächst in kleinerem Rahmen.

 

Wie sahen diese Angebote konkret aus?

Am Standort Liebenau gab es eine kleine Gruppe von Malern und Schreinern, die in den bereits vorhandenen Handwerksbetrieben ausgebildet wurden. Später kamen noch Gärtner hinzu. Damals war natürlich vieles handgestrickt, die Ausbilder hatten noch keine rehapädagogische Ausbildung, es gab nicht mal eine eindeutige Prüfungsordnung. Das entwickelte sich erst viel später, aber man wollte auch erst einmal anfangen und machen.

 

Die Nachfrage war offenbar vorhanden, denn 1981 entstand in Ravensburg das Bildungswerk Adolf Aich.

Genau und mit den neuen Räumlichkeiten konnte auch das Ausbildungsangebot erweitert werden, insbesondere im Handwerksbereich aber auch in Richtung Hauswirtschaft. Zu Beginn der 90er-Jahre war dann der Bereich Metall ganz stark vertreten, in dem gut ein Drittel unserer Auszubildenden tätig waren. Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zu dieser Zeit aber größtenteils mit einer klassischen Lernbehinderung diagnostiziert, das änderte sich in den folgenden Jahren.

 

Die klassische Lernbehinderung rückte also in den Hintergrund?

Wir hatten es zunehmend mit Jugendlichen zu tun, deren „Auffälligkeiten“ über die klassische Lernbehinderung hinausgingen. So entstand der Begriff Lernbehinderung plus. Inzwischen ist ein Paradigmenwechsel erfolgt: Heutzutage stehen die psychiatrischen Diagnosen klar im Vordergrund. Seit Beginn der Nuller-Jahre sind wir zunehmend auf Autismus spezialisiert, wobei unsere Teilnehmer häufig mit Mehrfachdiagnose zu uns kommen. Der Anteil der Teilnehmer mit Lernbehinderung ist dagegen gesunken.

 

Lässt sich das anhand von Zahlen konkretisieren?

Sehr deutlich sogar: Von unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die über eine Maßnahme der Agentur für Arbeit zu uns kommen, sind 140, also gut ein Drittel aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen, mit einer Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert.

 

 

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