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Besuch im Goldbacher Stollen

Gut 16 Grad Temperaturunterschied erlebten kürzlich die Besucherinnen und Besucher des Goldbacher Stollens in Überlingen. Eine elfköpfige Gruppe aus Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem ABW und verschiedenen GIWs der Liebenau Teilhabe und Mitarbeitenden hatte sich mit dem Zug aufgemacht, um den Stollen zu besichtigen. Im Stollen herrscht eine mehr oder wenige konstante Temperatur von rund 12 Grad. 

Goldbacher Stollen

Die Gruppe  vor dem Eingang zum Goldbacher Stollen.

Goldbacher Stollen

Das Lager-Tarockspiel des Slowenen Boris Kobe vermittelt eine Vorstellung von der grausamen Wirklichkeit des Lagerlebens denn Fotos gibt es keine.

Goldbacher Stollen

Helmpflicht für alle Besucherinnen und Besucher des Stollens. Im Vordergrund ein Modell des Außenlagers des KZ Dachau in Überlingen.

Stollen sollte der Produktion von Kriegsgeräten dienen
Der Stollen war nach dem schweren Luftangriff am 28. April 1944 auf die Stadt Friedrichshafen begonnen worden, um eine Verlagerung der Produktion für den Krieg fortzusetzen. Im Stollen sollten die Firmen Luftschiffbau Zeppelin, Maybach Motorenwerke, Dornier Flugzeugbau und Zahnradfabrik Friedrichshafen in getrennten Anlagen mit jeweiligem Straßen- und Bahnanschluss untergebracht werden. 


Viele Häftlinge starben
Für die schwere körperliche Arbeit wurden Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau rekrutiert, die im Herbst 1944 bei Aufkirch bei Überlingen, in einem KZ-Außenkommando, untergebracht wurden. In diesem Lager waren durchschnittlich 800 Häftlinge interniert. Die Häftlinge arbeiteten unter erbärmlichen Bedingungen und erhielten nur unzureichende Kost und starben entkräftet. 243 von ihnen sind inzwischen namentlich bekannt. Noch bevor die Stollenanlage fertiggestellt wurde, erreichten jedoch die französischen Truppen am 25. April 1945 den Bodensee, so dass der Stollen nicht mehr der Produktion von Kriegsgeräten dienen konnte. 


Inklusive Workshopreihe
Der Besuch des Goldbacher Stollens war Teil einer inklusiven Workshopreihe zu den Verbrechen der Nationalsozialisten an Menschen mit Behinderungen. Außerdem fanden ein Fotoworkshop, eine Schreibwerkstatt, ein Podcast-Workshop und eine Fahrt nach Grafeneck statt. 

 

Bahnhof nicht barrierefrei
Die Fahrt war auch ein Lehrstück in Sachen Barrierefreiheit: Der Bahnhof Friedrichshafen ist aktuell nur mit einem Fahrstuhl an Gleis 1 ausgestattet. Wie aber Reisende mit Handycap von Gleis 4 auf andere Gleise oder zu den Ausgängen des Bahnhofs gelangen können, wird der Muskelkraft von Mitreisenden überlassen. Die Gruppe hat es jedenfalls gemeinschaftlich gemeistert. 


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