Abgeordnete unterstützen den Gedanken
Politische Unterstützung für diesen Gedanken kommt von den CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Mayer-Lay (Wahlkreis Bodensee) und Marc Biadacz (Wahlkreis Böblingen, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales). „Junge Menschen können so lernen und erfahren, wie unser Sozialstaat funktioniert, dass es ein Geben und ein Nehmen ist“, begründeten die Abgeordneten bei einem Vorort-Gespräch in Liebenau ihre Unterstützung. An dem Gespräch nahmen auch der CDU-Landtagsabgeordnete August Schuler und Kommunalpolitiker aus der Region teil.
Einig waren sich Stiftungsvertreter und Abgeordnete in zwei Punkten: dass der soziale Pflichtdienst, auch Gesellschaftsjahr genannt, kein Lückenfüller für den vom Fachkräftemangel betroffenen Sozialbereich sein darf. Und dass er so attraktiv gestaltet sein muss, dass er für junge Menschen weniger als Pflicht denn als Vorteil wahrgenommen wird. So könnte sich die Stiftung Liebenau vorstellen, dass es Punkte (credits) für die Dienstzeit gibt, die später für Ausbildung oder Studium in einem ähnlichen Bereich angerechnet werden können.
Sorgearbeit kennenlernen
Abgesehen von solchen Anreizen biete ein Gesellschaftsjahr Chancen für junge Menschen, sowohl für ihre Persönlichkeitsentwicklung als auch als Lernerfahrung für künftige, familiäre Sorgearbeit. Das betonten Politiker wie Stiftungsvertreter. „Ich habe als Zivildienstleistender Menschen kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Und ich habe erfahren: Nicht allen in diesem Land geht es gut. Das hat meine Perspektive geändert und mich als Mensch vorangebracht“, berichtete Marc Biadacz. Volker Mayer-Lay ergänzte: „Solidarität in unserer Gesellschaft ist keine Einbahnstraße. Aber durch einen Dienst für die Allgemeinheit kann jeder Mensch auch Einblicke und Erfahrungen gewinnen, die das ganze Leben lang wichtig sein können.“
Dieser Perspektivenwechsel kann nicht zuletzt dazu führen, dass junge Menschen sich nach ihrem Sozialdienst für eine Tätigkeit im Sozialbereich entscheiden. Der 2011 abgeschaffte Zivildienst hatte diesen Magneteffekt in vielen Fällen – insbesondere bei jungen Männern, die bis zu ihrem Zivildienst eine Tätigkeit im Sozialbereich bis dato überhaupt nicht als berufliches Ziel gesehen hatten.