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Verpflichtendes Gesellschaftsjahr: Chance für die Gesellschaft und für junge Menschen

MECKENBEUREN – In der kürzlich erneut aufgekommenen Debatte um die Einführung einer sozialen Dienstpflicht sprechen sich die Verantwortlichen der Stiftung Liebenau klar für ein solches Vorhaben aus. „Die Gesellschaft driftet zunehmend auseinander, viele leben in ihrer Blase. Die Pandemie hat diese Tendenzen leider noch verstärkt. Sich eine bestimmte Zeit lang für die Gemeinschaft zu engagieren, Menschen aus anderen Bereichen und in anderen Lebenssituationen kennenzulernen, baut Vorurteile ab, schafft Nähe und hilft so, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken“, sind die Stiftungsverantwortlichen überzeugt. Zum Wert der Freiheit des Individuums in der Gesellschaft gehöre ein Bewusstsein für eine gleichzeitige Verantwortung einer und eines jeden Einzelnen für das Gemeinwesen.

Mehrere CDU-Politikerinnen und -Politiker tauschten sich vor kurzem bei einem Vorort-Termin in Liebenau mit Verantwortlichen der Stiftung Liebenau aus.

Mehrere CDU-Politikerinnen und -Politiker, darunter Volker Mayer-Lay MdB (zweiter von links), Marc Biadacz MdB (dritter von links) und August Schuler MdL (fünfter von links), tauschten sich vor kurzem bei einem Vorort-Termin in Liebenau mit Verantwortlichen der Stiftung Liebenau aus. Der Fokus der Gespräche lag dabei auf der Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahrs. Die Verantwortlichen der Stiftung Liebenau sprechen klar für ein solches Vorhaben aus. Foto: Stiftung Liebenau

Abgeordnete unterstützen den Gedanken

Politische Unterstützung für diesen Gedanken kommt von den CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Mayer-Lay (Wahlkreis Bodensee) und Marc Biadacz (Wahlkreis Böblingen, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales). „Junge Menschen können so lernen und erfahren, wie unser Sozialstaat funktioniert, dass es ein Geben und ein Nehmen ist“, begründeten die Abgeordneten bei einem Vorort-Gespräch in Liebenau ihre Unterstützung. An dem Gespräch nahmen auch der CDU-Landtagsabgeordnete August Schuler und Kommunalpolitiker aus der Region teil.

 

Einig waren sich Stiftungsvertreter und Abgeordnete in zwei Punkten: dass der soziale Pflichtdienst, auch Gesellschaftsjahr genannt, kein Lückenfüller für den vom Fachkräftemangel betroffenen Sozialbereich sein darf. Und dass er so attraktiv gestaltet sein muss, dass er für junge Menschen weniger als Pflicht denn als Vorteil wahrgenommen wird. So könnte sich die Stiftung Liebenau vorstellen, dass es Punkte (credits) für die Dienstzeit gibt, die später für Ausbildung oder Studium in einem ähnlichen Bereich angerechnet werden können.

 

Sorgearbeit kennenlernen

Abgesehen von solchen Anreizen biete ein Gesellschaftsjahr Chancen für junge Menschen, sowohl für ihre Persönlichkeitsentwicklung als auch als Lernerfahrung für künftige, familiäre Sorgearbeit. Das betonten Politiker wie Stiftungsvertreter. „Ich habe als Zivildienstleistender Menschen kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Und ich habe erfahren: Nicht allen in diesem Land geht es gut. Das hat meine Perspektive geändert und mich als Mensch vorangebracht“, berichtete Marc Biadacz. Volker Mayer-Lay ergänzte: „Solidarität in unserer Gesellschaft ist keine Einbahnstraße. Aber durch einen Dienst für die Allgemeinheit kann jeder Mensch auch Einblicke und Erfahrungen gewinnen, die das ganze Leben lang wichtig sein können.“

 

Dieser Perspektivenwechsel kann nicht zuletzt dazu führen, dass junge Menschen sich nach ihrem Sozialdienst für eine Tätigkeit im Sozialbereich entscheiden. Der 2011 abgeschaffte Zivildienst hatte diesen Magneteffekt in vielen Fällen – insbesondere bei jungen Männern, die bis zu ihrem Zivildienst eine Tätigkeit im Sozialbereich bis dato überhaupt nicht als berufliches Ziel gesehen hatten.

 

 

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