Stroh wird zu Gold
Eine große Bühne, ein wirkungsvolles Bühnenbild, ein Sessel mit der Erzählerin und sieben engagierte Schauspielende, die Rumpelstilzchen lebendig werden ließen. Wie den meisten bekannt, biederte der Müller (Rainer Natterer) sich beim König (Marcel Noack) an, was die Müllerstochter, gespielt von Thomas Schultz, in höchste Not brachte. Denn Stroh zu Gold spinnen konnte nur das kleine kauzige Männchen, gespielt von Julian Bayer. Es half der armen jungen Frau dann auch aus der Misere und ließ dreimal über Nacht einen großen Haufen Gold entstehen.
Authentische Darstellende
Antonia Walter las den Text, die Schauspielenden übernahmen ihre Parts: Das „Gold“ spielte die Rollstuhlfahrerin Walburga Lauer, Maria Rude war der Bote, Claudia Frischknecht die Nachbarin. Alle identifizierten sich spürbar mit ihrer eigenen Rolle, die ihnen wie auf den Leib geschneidert schien. Das muntere Spiel, die auserlesenen Requisiten und überraschenden Ideen zogen die Anwesenden in ihren Bann. Auch wenn es für das Rumpelstilzchen nicht gut ausging, gab es am Ende viel Applaus und viel Lob für alle Beteiligten: für die Spielleiterin Lara-Marie Steible, die Schauspielenden sowie die Menschen, die hinter den Kulissen das Stück mit ermöglichten.
Großes Engagement wird auf der Bühne sichtbar
Lara-Marie Steible, angehende Heilerziehungspflegerin im Haus St. Katharina, war die treibende Kraft. Ihre Projektarbeit im Rahmen ihrer Ausbildung sollte ein Theaterstück werden. Ein Herzensprojekt, wie sie es nennt. Fünf Monate lang traf sie sich dafür regelmäßig einmal die Woche mit den Schauspielenden. Gemeinsam entwickelten sie das Stück. „Jeder hat seinen Platz und seine Rolle gefunden“, so Lara-Marie Steible. Wichtig war ihr auch, das Stück zur Aufführung zu bringen, um das gemeinsame Engagement nach außen sichtbar zu machen.
Die perfekte Gelegenheit ergab sich bei der diesjährigen Initiative SoLe. SoLe bietet vier Wochen lang jeweils an zwei Tagen neben warmem Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen auch Aktivitäten und Angebote für Jung und Alt. Tanja Götz, die evangelische Pfarrerin und Initiatorin, nahm das Stück in das Programm. Erlebbare Inklusion und eine barrierefreie Gesellschaft zu gestalten, ist ihr ein Anliegen bei SoLe. Die Aufführung nannte sie ein Highlight.
Traumberuf: Heilerziehungspflegerin
Viele Besucher sprachen Glückwünsche für das gelungene Stück aus. Auch Lara-Marie Steible zeigte sich stolz auf die gemeinsame Leistung aller Beteiligter. Ihr Projekt wurde von Seiten der Schule, dem Institut für Soziale Berufe in Bad Wurzach, bereits benotet. Dass die 19-Jährige mit ihrem Traumberuf Heilerziehungspflegerin „goldrichtig“ liegt, bestätigt nicht nur die Einrichtungsleiterin des Hauses St. Katharina, Claudia Franzesko, sondern auch ihre Note. Sie erhielt eine glatte Eins.