Zunächst Hauswirtschaft
„Mein Berufsleben war ein ständiger Entwicklungsprozess“, berichtet Elvira Stempfle-Cannello. Sie hatte sich zwar schon als junges Mädchen für einen Beruf im sozialen Bereich interessiert und wollte Entwicklungshelferin oder Krankenschwester werden. Doch ihre Eltern rieten ihr davon ab. Ihr selbst war wiederum klar: „Einen Bürojob wollte ich nie.“ Deshalb machte sie nach der Schule zunächst eine hauswirtschaftliche Ausbildung und arbeitete ein paar Jahre lang in diesem Beruf.
Arbeitszeiten passen zum Familienleben
Sie heiratete und zog 1988 mit ihrem Mann von Ravensburg nach Weingarten. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder gab ihr eine Bekannte den Tipp: „Bewirb dich doch mal bei der Stiftung Liebenau.“ Gesagt, getan. Elvira Stempfle-Cannello startete mit zwei Tagen pro Woche in der Hausreinigung im Adolf-Gröber-Haus. Die Arbeitszeiten waren flexibel und passten gut zum Schichtdienst ihres damaligen Mannes. „Das war toll, denn damit waren meine Kinder immer gut versorgt“, berichtet sie.
Start in die Pflege mit 40
Der Reinigungsdienst habe ihr Spaß gemacht, aber letztlich nicht erfüllt. So wechselte sie in die Küche des Hauses, als sich die Gelegenheit dazu ergab. „Dann kam ein einmaliges Angebot: Es gab die Möglichkeit, eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegehelferin zu machen“, erzählt sie. Und so ergriff sie diese Chance und setzte danach noch eine Ausbildung zur Altenpflegerin oben drauf. Diese Prüfung legte sie im Jahr 2005 ab. Damals war sie bereits 45 Jahre alt.
Sinn- und wertvoll
„Es war eine harte Zeit: Ausbildung, Lernen, Kinder, Familie“, erinnert sie sich. „Die Entscheidung, in die Pflege zu gehen, habe ich aber nie bereut. Hier habe ich mich immer wohl gefühlt, in einem guten Team, einen kurzen Weg zur Arbeit und die Gewissheit, dass ich etwas Sinnvolles und Wertvolles tue. Ich bin mit dem Herzen dabei.“ Sie mag den Kontakt zu den Menschen, ihre Reaktionen auf eine freundliche Begrüßung und die Herausforderungen, die jeder Tag mit sich bringen kann. „Dieser Beruf ist dann wertvoll, wenn man ihn mit Empathie und Herz ausübt. Und man muss authentisch sein“, sagt Elvira Stempfle-Cannello, die nun seit zwölf Jahren einen Wohnbereich im Adolf-Gröber-Haus leitet.
„Sei mit dem Herzen dabei“
Daraus leitet sie auch den Tipp ab, den sie Menschen geben würde, die sich für einen Pflegeberuf interessieren: „Sei mit dem Herzen dabei, dann ist es der schönste Beruf.“ Schade findet sie nur, dass eine Pflegeausbildung oft ein negatives Image habe. Davon sollten sich Interessierte aber nicht beeinflussen lassen und einfach mal ein Praktikum in einer Einrichtung machen, rät sie.
Der Ruhestand naht
Bald nimmt Elvira Stempfle-Cannello Abschied: Am 1. Dezember 2025 geht sie in Rente. Sie möchte aber auch im Ruhestand gerne noch zwei Tage in der Woche im Adolf-Gröber-Haus arbeiten. „Ich finde es schön, dass ich der Jugend Platz machen kann. Ihnen möchte ich mitgeben, dass sie immer positiv gestimmt zur Arbeit gehen, auf die vielen schönen Seiten dieses Berufs und auf eine gute Kommunikation im Team achten sollen.“
In Bewegung
Für sie persönlich habe stets das Motto gegolten: „Immer in Bewegung bleiben – geistig und körperlich.“ Daran will sie sich auch im Ruhestand halten: Sie mag Wandern, Laufen, Radfahren und jede Bewegung in der Natur. Erst vor kurzem hat sie eine Fernwanderung gemacht. Als nächstes bereitet sie sich auf einen Halbmarathon vor. Und am „Oma-Tag“ unternimmt sie gerne etwas mit ihren beiden Enkelkindern.