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Inklusive Samstagsfreizeit: "Menschen wie Irina machen die Welt ein bisschen besser!“

Markdorf - Seit zehn Jahren engagiert sich Irina Winder ehrenamtlich bei der inklusiven Samstagsfreizeit in Markdorf. Das Angebot des Familienunterstützenden Dienstes der Stiftung Liebenau (FUD) in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Markdorf richtet sich an Kinder und Jugendliche mit und ohne Einschränkungen. An acht Samstagen im Jahr spielen und basteln sie gemeinsam, kochen und machen Ausflüge. Betreut werden die Kinder dabei von einer Fachkraft sowie von leidenschaftlich engagierten Ehrenamtlichen wie Irina Winder. In den letzten Jahren hat sie sich als feste Größe und Hauptverantwortliche in der Samstagfreizeit etabliert. Dass die 27-jährige nun – hoffentlich nur vorübergehend – aufhört, hat einen schönen Grund: Die junge Frau wird selbst Mutter.

Irina Winder und die kleine Lajra beim Puzzeln.

Irina Winder und die kleine Lajra beim Puzzeln.

Gemeinsam belegen Konstantin, Irina Winder und die kleine Lajra die Pizza.

Teamwork: Gemeinsam belegen Konstantin, Irina Winder und die kleine Lajra die Pizza.

Das Foto zeigt das Team der Samstagsfreizeit.

Das Team der Samstagsfreizeit (von links): Lajra, Irina Winder, Konstantin, Kim, Mina Avci und Bärbel Ströbele (Verantwortliche für den FUD im Bodenseekreis).

Keinerlei Berührungsängste

„Spürst du sie? Gerade hat sie wieder getreten“, wendet sich Irina Winder mit warmer Stimme aufmunternd an die kleine Lajra. Gänzlich fasziniert von Winders imposantem Babybauch streichelt die Neunjährige immer wieder vorsichtig über den Bauch ihrer Betreuerin. Doch darin herrscht anscheinend wieder Ruhe. Also widmen sich beide erstmal wieder dem herausfordernden 100-Teile-Dschungelbuchpuzzle. Wenig später kommt die zwölfjährige Kim, die es allerdings nicht auf Irina Winders Babybauch abgesehen hat, sondern auf deren schönen langen Haare. Auch kein Problem für die angehende Lehrerin. Schließlich mag sie Kinder und die Kinder mögen sie. Anders würde es hier auch gar nicht funktionieren. Die Kinder und Jugendlichen haben ein sehr feines Gespür dafür, ob es jemand mit ihnen ernst meint, sich wirklich für sie interessiert. Hier werden sie nicht bloß für einige Stunden „verwahrt“, sondern ganz individuell und intensiv betreut. Sonst würde Konstantin sicherlich nicht schon seit zwölf Jahren die Samstagsfreizeit besuchen. „Unser Konstantin gehört schon fast zum Inventar“, lacht Irina Winder und der junge Mann strahlt über das ganze Gesicht. „Ich mag Irina. Ich komme gerne hierher. Ich freue mich immer darauf“, erklärt der 17-jährige, der seiner Mutter gerade an der großen Kaffeemaschine einen Cappuccino zubereitet.

 

Große Fußstapfen

Für Heike Schmidt, Konstantins Mutter, bedeutet Irina Winders Weggang eine große Umstellung, war die 27-jährige doch in all den Jahren eine feste, lieb gewonnene Bezugsperson für ihren Sohn. „Es ist eine Katastrophe“, rutscht es ihr raus, auch wenn sie natürlich weiß, dass Abschiede zum Leben dazu gehören und auch Konstantin das lernen muss. „Irina hinterlässt große Fußstapfen. Menschen wie sie sind die, die den Unterschied, die Welt ein bisschen besser machen. Ohne diese Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, wäre unsere Welt um einiges ärmer“, findet Heike Schmidt. An den acht Samstagen im Jahr weiß sie ihren Sohn immer „in den besten Händen“ betreut. Das gebe ihr ein großes Gefühl der Sicherheit und die Möglichkeit, mal für ein paar Stunden gedanklich komplett loszulassen und etwas für sich zu tun. Wenn sie Konstantin dann am frühen Abend aus dem Mehrgenerationenhaus abholt, begrüßt er sie mit den Worten: „Es war ein schöner Tag“ und strahlt das auch mit jeder Faser seines Körpers aus, berichtet Heike Schmidt.

 

Tolles Team und tolle Kinder

Mit damals 17 Jahren hat Irina Winder relativ früh begonnen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das Leben mit ihrem jüngeren Pflegebruder, der eine Einschränkung hat, hat ihren Blick auf besondere Menschen komplett verändert, wie sie berichtet. Aus einem „Schnuppertag“ im Mehrgenerationenhaus wird schnell mehr. „Es hat einfach alles gepasst. Es war ein tolles Team. Ich habe mich gleich wohl gefühlt und das ist bei mir ganz wichtig. Das gebe ich dann auch weiter“, erzählt die 27-jährige, die gar nicht ganz nachvollziehen kann, warum ihr so viel Dankbarkeit und Anerkennung entgegengebracht wird. Schließlich mache es ihr wahnsinnig viel Spaß und es sei ja auch nur ein Samstag im Monat. „Es erfüllt mich irgendwie anders. Der Dank ist wahnsinnig schön, aber ich mach doch nichts Besonderes. Ich mache das gerne“, erklärt die angehende Pädagogin. Die Begegnung mit den Kindern und Jugendlichen, ihre Entwicklung mitzuverfolgen, ihre zum Teil verborgenen Talente zu entdecken und sie einfach ein Stück ihres Lebens zu begleiten – das alles findet Irina Winder einfach nur spannend und faszinierend. Sie selbst zeigt ihrerseits Dankbarkeit: „Die Eltern geben ihren größten Schatz hier ab. Das ist eine große Verantwortung. Es ist schön, diesen Schatz zu bekommen.“

 

Unterstützung gesucht

Für Bärbel Ströbele vom FUD der Liebenau Teilhabe kann das Engagement von Irina Winder und Mina Avci, einer weiteren ehrenamtlichen Betreuerin an diesem Samstag, und natürlich der anderen Ehrenämtler, nicht hoch genug gewertet werden. Ströbele ist immer auf der Suche nach weiterer ehrenamtlicher Unterstützung. Eine pädagogische Ausbildung wie bei Irina Winder (Lehramtsstudium) oder bei Mina Avci (Studium Elementarbildung) ist dabei vielleicht von Vorteil, aber keineswegs Voraussetzung. „Wir haben ein umfangreiches Schulungsprogramm für unsere Ehrenamtlichen. Wir bieten Erste-Hilfe-Kurse und Schulungen über verschiedene Behinderungsformen an“, erklärt Bärbel Ströbele. Die wichtigste Voraussetzung ist sowieso nicht erlernbar, sondern kommt von Herzen: „Man muss die Kinder mögen und für das, was diese an Beziehung anbieten, offen sein!“

 

Die Samstagsfreizeit findet 2025 an acht Samstagen jeweils von 9:30 Uhr bis 16:30 Uhr in den Räumen des Mehrgenerationenhauses Markdorf statt. Abgerechnet werden kann dieses Angebot bei Kindern mit Einschränkungen über die Entlastungsleistungen. Das Mittagessen wird vom Restaurant „Schwanenstüble“ in Markdorf gesponsert.

 

 

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