Foto wurde heimlich aufgenommen
Es ist das meistabgedruckte historische Foto aus dem Archiv der Stiftung Liebenau. Zu sehen sind zwei Männer in weißen Kitteln, eine Ordensschwester, drei Bewohner der damaligen Heil- und Pfleganstalt und drei weitere Männer. Das Bild zeigt eine Szene, die sich in den Jahren 1940/41 zehn Mal in Liebenau abgespielt hat: So oft kamen die Busse nach Liebenau, um insgesamt 501 „Pfleglinge“ zu deportieren. Ihr Reiseziel: der Tod. Sie wurden im Zuge der Naziideologie in Grafeneck und Hadamar mit Giftgas ermordet. Das Foto wurde heimlich von dem zu der Zeit in Liebenau weilenden Pfarrer Alfons Dangelmeier aufgenommen.
Fotografieren am Originalschauplatz
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen, die zuvor teils noch nie eine Kamera in der Hand hatten, lernten unter Anleitung von Fotograf Felix Kästle mit der Kamera umzugehen. Um die Szene nachzustellen, schlüpften je zwei Personen in weiße Kittel und weitere nahmen ähnliche Positionen wie auf dem alten Foto ein. Spontan entstand ein Rollenspiel: Die Namen der „Pfleglinge“ wurden akribisch mit der Transportliste abgeglichen und mit bestimmender Geste zum Bus geführt. Die anderen Teilnehmer am Fotoworkshop nahmen die Szene aus verschiedenen Perspektiven auf, unter anderem aus dem Fenster im Anbau der Liebenauer Kirche St. Maria, aus dem Pfarrer Dangelmeier damals die Szene aufnahm. Dann wurde gewechselt.
Historische Informationen
Während des gesamten Workshops ließen die Projektleitungen Redakteurin Susanne Droste-Gräff und Heilpädagoge Stephan Becker, beide Mitarbeitende der Stiftung Liebenau, immer wieder Informationen über die historischen Ereignisse einfließen und beantworteten Fragen. So auch bei der Abschlussrunde, in der die entstandenen Fotos gezeigt und besprochen wurden.
Stärken und Talente fördern
Zum Programm der Workshopreihe gehören eine Schreibwerkstatt, ein Podcast-Workshop und Fahrten nach Grafeneck und zum Goldbacher Stollen in Überlingen. Das Entdecken der eigenen Stärken und Talente soll dazu beitragen, die Selbstwirksamkeit zu steigern und das Selbstbewusstsein zu stärken. Das Projekt wird von Aktion Menschen gefördert.