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Internationaler Fachtag beleuchtet die Zusammenhänge von herausforderndem Verhalten

Meckenbeuren-Liebenau – Ob verbale Aggression, motorische Überaktivität, Verweigerung, Sachbeschädigungen oder gar körperliche Angriffe: Herausforderndes Verhalten kann sich auf vielerlei Weise zeigen. Was ist zu tun, wenn Menschen ihr Umfeld mit ihrem Verhalten herausfordern? Wie können Fachkräfte der Behindertenhilfe damit umgehen? Viele wertvolle Impulse dazu gab der vierte Internationale Fachtag, den die St. Lukas-Klinik der Stiftung Liebenau gemeinsam mit der Europäischen Gesellschaft für seelische Gesundheit bei geistiger Behinderung (EAMHID) veranstaltet hat.

Sie gaben beim Fachtag wertvolle Impulse zum Umgang mit herausforderndem Verhalten (von links): Dr. Brian Fergus Barrett und Alfons Ummenhofer (beide St. Lukas-Klinik) sowie die Referentinnen und Referenten Dr. Meike Wehmeyer, Dr. Markus Wolf, Cordula Preuß und Felicia Zachskorn. Auf dem Bild fehlt Heiner Bartelt, der online zugeschaltet war.

Sie gaben beim Fachtag wertvolle Impulse zum Umgang mit herausforderndem Verhalten (von links): Dr. Brian Fergus Barrett und Alfons Ummenhofer (beide St. Lukas-Klinik) sowie die Referentinnen und Referenten Dr. Meike Wehmeyer, Dr. Markus Wolf, Cordula Preuß und Felicia Zachskorn. Auf dem Bild fehlt Heiner Bartelt, der online zugeschaltet war.

Alfons Ummenhofer, Geschäftsführer der Liebenau Kliniken, betonte die Bedeutung des Themas „Herausforderndes Verhalten“.

Alfons Ummenhofer, Geschäftsführer der Liebenau Kliniken, betonte die Bedeutung des Themas „Herausforderndes Verhalten“.

Dr. Brian Fergus Barrett, Psychiater und Psychotherapeut an der St. Lukas-Klinik in Liebenau, moderierte den Fachtag.

Dr. Brian Fergus Barrett, Psychiater und Psychotherapeut an der St. Lukas-Klinik in Liebenau, moderierte den Fachtag.

Im Dreiergespräch präsentierten Dr. Markus Wolf, Cordula Preuß und Dr. Meike Wehmeyer die Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Wohn- und Lebensqualität von Menschen mit geistiger Behinderung und herausforderndem Verhalten.

Im Dreiergespräch präsentierten Dr. Markus Wolf, Cordula Preuß und Dr. Meike Wehmeyer die Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Wohn- und Lebensqualität von Menschen mit geistiger Behinderung und herausforderndem Verhalten.

Das Interesse am Fachtag war groß. Rund 100 Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen der Behindertenhilfe kamen dazu nach Liebenau, weitere 100 Teilnehmende aus sieben Ländern waren online zugeschaltet.

Das Interesse am Fachtag war groß. Rund 100 Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen der Behindertenhilfe kamen dazu nach Liebenau, weitere 100 Teilnehmende aus sieben Ländern waren online zugeschaltet.

Vorträge und Workshops mit hohem Praxisbezug

„Verhalten, das uns herausfordert – aber wozu eigentlich? Systemische Ansätze aus Wissenschaft und Praxis.“ So lautete das Thema des Fachtags, das in mehreren Vorträgen und Workshops mit hohem Praxisbezug beleuchtet wurde. „Dieses Thema ist aktueller denn je. In unseren klinischen Abteilungen stellen wir fest, dass es oft keine angemessene Anschlusslösung für die betroffenen Menschen gibt“, berichtete Alfons Ummenhofer, Geschäftsführer der Liebenau Kliniken, in seiner Begrüßung. Wie wichtig dieses Thema ist, zeigte auch das große Interesse am Fachtag: Rund 100 Fachkräfte kamen dazu nach Liebenau, weitere 100 Teilnehmende aus sieben Ländern waren online zugeschaltet.

 

Verhalten entsteht in der Interaktion mit dem Umfeld

Dem Fachtag zugrunde lag der Gedanke, dass auffälliges Verhalten stets im Rahmen eines Systems – etwa in der Familie, im Wohnheim oder Arbeitsumfeld – und somit in der Interaktion mit dem sozialen Umfeld angemessen zu betrachten und zu verstehen ist. Deshalb richtete der Fachtag den Fokus auf die Frage, welchen Anteil das System an möglichen Verhaltensauffälligkeiten hat, sagte Dr. Brian Fergus Barrett, der den Tag moderierte. Er ist Psychiater und Psychotherapeut an der St. Lukas-Klinik, ehem. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für seelische Gesundheit bei Menschen mit geistiger Behinderung (DGSGB) und Past-President der EAMHID.

 

Es geht um Lebensqualität und Entwicklungsförderung

Die Systemische Therapie habe die Interaktion und die Kommunikation innerhalb und zwischen Systemen im Blick. Dies erläuterte die Psychologin Dr. Meike Wehmeyer, wissenschaftliche Mitarbeiterin der LMU München. Sie hielt den Hauptvortrag des Tages und stellte drei Kernfragen: Was brauchen Menschen mit herausforderndem Verhalten, damit sie Lebensqualität erfahren können? Was brauchen Mitarbeitende, damit sie entwicklungsfördernd mit diesen Menschen umgehen können? Welche Strategien begünstigen ein gelingendes, krisen-minimierendes Miteinander zwischen allen Beteiligten? Die Antworten darauf sind vielschichtig.

 

Seelische Gesundheit als Gemeinschaftsleistung

Wehmeyer betrachtete seelische Gesundheit als bewusste Gemeinschaftsleistung. Demensprechend seien psychische Störungen „aktive, oft unbewusste und ganz bestimmt nicht gewollte Gemeinschaftsleistungen. Sie sind nicht das Ergebnis eines Defizits, das allein in der Person liegt“, erklärte sie. Beim Umgang mit psychischen Störungen bedürfe es deshalb des Schulterschlusses von allen Beteiligten mit einer wohlwollenden Haltung gegenüber Menschen in der Krise. Symptome müssten im wechselwirksamen Beziehungskontext betrachtet werden. Dazu stellte Wehmeyer detailreiche Handlungsempfehlungen vor, die im Rahmen des Weiterbildungs- und Forschungsprojekts „Systemtherapeutische Methoden in der psychiatrischen Akutversorgung bei geistiger Behinderung“ („SYMPA-GB“) entwickelt wurden. Zudem präsentierte sie eine Checkliste als Reflexionshilfe für ein gelingendes Miteinander bei Störungen der Intelligenzentwicklung.

 

Viele konkrete Handlungsempfehlungen

Die weiteren Vorträge befassten sich ebenfalls mit systemischen Strategien zum Umgang mit herausforderndem Verhalten. In einem Dreiergespräch präsentierten Meike Wehmeyer, die Heilpädagogin Cordula Preuß und der Heilpädagoge Dr. Markus Wolf die Grundzüge des Forschungsprojekt „PINO“. Es mündete in eine Fülle von Handlungsempfehlungen zur Wohn- und Lebensqualität für Menschen mit geistiger Behinderung und herausforderndem Verhalten. Als weitere Strategie stellte Felicia Zachskorn vom Franziskuswerk Schönbrunn einen Konsulentendienst vor, der eine Abnahme von herausforderndem Verhalten bewirken konnte. Der online zugeschaltete Diplom-Pädagoge und Supervisor Heiner Bartelt erläuterte sein Konzept „Aus-Halten als aktive heilpädagogische Intervention“. Auch er rückte Beziehung und Entwicklung in den Mittelpunkt.

 

 

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