Angehäuftes Wissen
Ein paar wenige Dinge erledigte Petra Trunk im Haus der Pflege St. Ulrika in Mengen noch im Januar, um die Übergabe an ihre Nachfolgerin Meryem Gottschalk-Dikbas zu vervollständigen. Ihre Unterlagen zu sichten, empfand die 64-Jährige wie eine Reise in die Vergangenheit. Es sei ihr noch einmal bewusst geworden, wie viel Wissen sich in den langen Arbeitsjahren angehäuft, was man sich alles angeeignet und was sich verändert hat. Durchgeführte Projekte seien aufgeploppt. Besonders hebt sie die zeitweise sehr enge fachliche wie persönliche Vernetzung mit ihren Kolleginnen der „Lebensräume für Jung und Alt“ und der Sozialstation St. Anna hervor. Die Einrichtungen und Dienste befinden sich alle auf dem Gelände hinter dem Benedikt-Reiser-Haus.
Wie aus einer anderen Zeit
Genau in diesem Haus, dem ehemaligen Krankenhaus der Stadt Mengen, fing für Petra Trunk bei der Stiftung Liebenau alles an. Als sie 1999 als Einrichtungsleiterin startete, war es längst ein Altenheim. Sie leitete gleichzeitig auch die Häuser St. Maria in Hohentengen und St. Wunibald in Scheer. Damals alles alte Gebäude. „Im St. Maria war in den kleinen Zimmern gerade mal Platz für ein Bett, ein Nachtschränkchen und einen Schrank.“ Auch sonst sei alles beengt gewesen. Aber auch sehr familiär. Die Leute seien damit zufrieden gewesen. Wichtiger als ein größeres Zimmer war ihnen, dass sie da bleiben konnten, wo sie ihre Wurzel hatten. Einen Personenaufzug gab es im St. Maria damals nicht. Der Luxus sei aber ein Speisenaufzug aus dem Keller gewesen. „Der musste allerdings von Hand betrieben werden,“ lacht sie herzhaft bei der Erinnerung.
Leitung von familiären Häusern
In den Jahren 2000, 2004 und 2010 eröffnete die Stiftung Liebenau Pflege an den drei Standorten neue Altenpflegeheime. Die modernen Gebäude sind großzügiger und heller in der Architektur, blieben aber von ihrer Größe trotzdem familiär. Die Leitung vom Haus der Pflege St. Wunibald gab Petra Trunk im Jahr 2018 ab. „Es ist eine massive Herausforderung, kleine Häuser zu betreiben,“ erläutert die Pflegefachfrau. „Es geht nur, wenn eine gute Vernetzung besteht“, womit sie auf die Zusammenarbeit der 36 Häuser der Pflege der Stiftung Liebenau abzielt, aber auch innerhalb einer Region. So freut sie sich darüber, dass ihren Nachfolgern in den Häusern dies gut gelingt.
Von der Altenpflegerin zur Heimleiterin
Ihre dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin absolvierte sie ab 1982 in einem Altenheim in Ravensburg. Nach einem Jahr Vorpraktikum folgten anderthalb Jahre Theorie und Praxis im gleichen Haus. „Morgens hatten wir Schule und anschließend Dienst. Oder umgekehrt“, erzählt sie. Außerdem war jedes zweite Wochenende Dienst angesagt. Und: Sie musste pro Monat 375 DM Lehrgeld bezahlen. Ein halbjähriges Anerkennungsjahr bildete den Schluss, immerhin wieder mit Verdienst. In ihrem letzten Ausbildungsjahr kam die heute 41-jährige Tochter zur Welt, die zweite ist ein Jahr jünger. Nach einer kurzen Pause arbeitete Petra Trunk in Teilzeit in einem Heim in Bad Saulgau, hauptsächlich im Nachtdienst. Heute kaum mehr vorstellbar, dass sie anfangs allein für 160 Bewohnerinnen und Bewohner zuständig war. 1991 machte sie dann in Nürnberg eine mit 1 200 Stunden umfangreiche Ausbildung zur Pflegedienstleitung und nutzte hier die Chance, die Ausbildung zur Heimleitung mit 200 Kursstunden draufzusetzen.
Aktiv in der passiven Phase
Petra Trunk wohnt in einem kleinen Dorf nahe Bad Saulgau. An ihre Freiheit im Ruhestand habe sie sich schnell gewöhnt. Die Besuche bei ihren Töchtern und Enkeln in Berlin und Ingolstadt werden jetzt einfacher möglich sein, ebenso die Unternehmungen im Freundeskreis. Im Sommer liebt sie das Schwimmen im nahegelegenen Natursee, den sie seit Kindertagen kennt. Außerdem freut sie sich auf die ein oder andere Entdeckungsreise. „Es ist gut, dass die Jüngeren übernehmen“, sagt sie und wünscht sich, dass sich noch mehr junge Leute für einen Beruf in der Pflege entscheiden.