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„Medizin ist Detektivarbeit“. Elisabeth Greiner, Allgemeinmedizinerin im MZEB

MECKENBEUREN-LIEBENAU: Elisabeth Greiner arbeitet als Allgemeinmedizinerin in unserer Klinik. Warum Sie die Arbeit mit und für Menschen mit Behinderungen schätzt und wieso sie froh ist, Teil des MZEBs zu sein, erzählt sie in einem kurzen Interview.

Elisabeth Greiner, Allgemeinmedizinerin im MZEB.

Elisabeth Greiner, Allgemeinmedizinerin im MZEB.

„2017 habe ich mich entschieden, aus der Geriatrie zur St. Lukas-Klinik, und damit zur Medizin für Menschen mit Behinderungen zu wechseln. Das ist eine besondere Zielgruppe, die häufig viel Hilfe benötigt, aber gleichsam einen schwierigeren Zugang zu entsprechenden Angeboten hat.

 

Das Medizinische Zentrum für Menschen mit Behinderungen (MZEB), welches wir vor wenigen Jahren eröffneten, ist vergleichbar mit einer Facharztpraxis für dieses spezielle Klientel. In Deutschland gibt es derzeit 35 dieser Zentren, was nicht wirklich viel ist. Die Patientinnen und Patienten kommen mit einer Überweisung zu uns. Voraussetzung ist, dass sie einen Grad der Behinderung von mindestens 70 Prozent haben.

 

Das MZEB versteht sich als Unterstützungsangebot, welches sowohl medizinisch, als auch beratend tätig ist. Ein großer Teil unserer Arbeit ist Case Management, besonders für Themen wie Hilfsmittelversorgung, Pflege, Ernährung oder weiterführende Therapien, aber auch für soziale Aspekte wie Ablösung vom Elternhaus, Einstieg in den zweiten Lebensbereich oder finanzielle Unterstützung. Doch natürlich bin ich in erster Linie Allgemeinmedizinerin und für die Abklärung somatischer Fragestellungen zuständig. Deshalb ist unser Team multiprofessionell aufgestellt. Jeder Fall wird von Fachkräften aus unterschiedlichen Bereichen angeschaut und bei Bedarf erweitern wir das Kernteam durch Fachärztinnen und -ärzte von außerhalb.

 

Was mich an dieser Aufgabe reizt, ist, dass die Medizin häufig etwas Detektivisches hat und, dass man sich deshalb Zeit nehmen, breiter denken und vernetzt arbeiten muss. Meist kann ich nicht einfach fragen: Haben Sie Schmerzen? Ist dieser dumpf oder eher spitz? Ich bin auf Beobachtungen angewiesen, meine eigenen und die vom Bezugssystem. Für die Diagnostik benötigt man mehr Zeit und Einfallsreichtum, als „normalerweise“. Unsere Patientinnen und Patienten sind im Verhalten oft sehr auffällig. Es ist wichtig, einen guten Zugang zu schaffen, um sie zur Mitarbeit zu motivieren. Auch den zwischenmenschlichen Aspekt finde ich sehr charmant. Menschen mit Behinderungen sind ehrlich. Sie benötigen einerseits einen behutsamen Umgang, geben aber gleichzeitig unmittelbares Feedback. Dieses bekomme ich auch von den Angehörigen, die häufig froh sind, eine Anlaufstelle für ihre Sorgen und Ängste zu haben.“