Fachkompetenzen erforderlich
Deutschlandweit werden jährlich ca. 60.000 Kinder vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren. Folglich ist jedes elfte Neugeborene ein sogenanntes „Frühchen“. Demnach sind Frühgeborene die größte Kinderpatientengruppe in der Bundesrepublik, aber Frühchen ist nicht gleich Frühchen. Je unreifer ein Kind bei seiner vorzeitigen Geburt war, desto größer sind die Risiken für sein gesundes Überleben.
Für den kleinen Elias standen die Chancen denkbar schlecht, als er in der 23. Schwangerschaftswoche zur Welt kam. Vor allem diese Extremfrühchen an der Grenze zur Lebensfähigkeit sind auf kompetente und erfahrene intensivmedizinische und -pflegerische Versorgung angewiesen. Mittlerweile gelingt es der Medizin, selbst extrem unreifen Kindern wie Elias, der vier Monate vor dem errechneten Geburtstermin und mit 665 Gramm geboren wurde, ein Überleben zu ermöglichen. Acht Wochen bangten die Eltern in der Klinik in Ulm um das Leben ihres Sohnes, bis er so weit stabilisiert war, dass er heimatnah auf die Kinderintensivstation der Klinik für Kinder und Jugendliche am Elisabethen-Krankenhaus verlegt werden konnte. Als der Zeitpunkt der Entlassung heran rückte, wandte sich die Mutter an die sozialmedizinische Kindernachsorge.
Gemeinsam für Kinder
„In der Kinderklinik werden die Frühchen medizinisch und pflegerisch rund um die Uhr betreut. Zu Hause fällt diese Sicherheit plötzlich weg“, erzählt Nadja Nobis, die Leiterin der Kindernachsorge. „Die Betreuung des Kindes daheim stellt sich als aufwändig heraus und lässt kaum Zeit für einen geregelten Alltag“. Sie begleitet mit ihrem Team aus erfahrenen Kinderkrankenschwestern und einer Psychologin betroffene Familien drei bis sechs Monate lang in der häuslichen Versorgung des Kindes.
Für Elias Mutter waren die Besuche durch die Kindernachsorge eine wertvolle Unterstützung. Der Säugling kam mit Überwachungsmonitor nach Hause, immer wieder gab es Fehlalarme. „In der Klinik hat es auch ständig gepiepst, aber jetzt musste ich entscheiden, ob es eine kritische Situation ist oder nicht. Ich hatte so viele Fragen, es gab so viel zu beachten und zu organisieren“, erinnert sich die Mutter an die ersten Tage zu Hause.
Vielfältige Unterstützung
Die Kindernachsorge unterstützt die Eltern bei der Versorgung des Kindes, hilft auch beim Umgang mit Krankenkassen, leistet sozialrechtliche Beratung, vernetzt zu weiteren Unterstützungsangeboten, vermittelt passende medizinische Versorgung und hat ein offenes Ohr, wenn alles einfach mal zu viel wird. „Es war nicht sicher, dass er es schafft“, erinnert sich die Mutter an das Gefühlschaos der ersten Wochen. Und es wirkt wahrlich wie ein Wunder, wenn der lebhafte Säugling auf ihrem Arm neugierig in die Welt blickt, denn bei Extremfrühchen ist die Gefahr von Schwerstmehrfachschädigungen hoch. Elias hatte neben einer optimalen pflegerischen-ärztlichen Versorgung eine große Portion Glück und einen enormen Kämpfergeist.