Praxisanleitung
„Ich habe viel geübt und mein Bestes gegeben“, erklärt Anh Nguyen das ausgezeichnete Ergebnis. Da sie zunächst Deutsch lernen musste, freut sich die Vietnamesin insbesondere über ihre mit „sehr gut“ abgeschlossene mündliche Prüfung. „Darauf kann Anh wirklich stolz sein“, lobt Praxisanleiterin Christin Linstedt. Ihre Aufgabe war es, die Auszubildende verantwortlich zu begleiten und gemeinsam mit einer pädagogischen Fachkraft die praktische Prüfung abzunehmen. Die Weiterbildung zur Praxisanleiterin hat die Gesundheits- und Krankenpflegerin bereits im August 2007 abgeschlossen und bildet sich seitdem regelmäßig fort. Seit Mitte März fungiert Christin Linstedt als zentrale Praxisanleiterin in Liebenau, sichert die Qualität, schult die Auszubildenden und bildet demnächst selbst Praxisanleitende fort. „Christin hat mir alle Themen geduldig und in einfachen Worten erklärt“, sagt Anh Nguyen, „so habe ich alles gut verstanden.“
„Alles war neu und fremd“
Nach Deutschland kam sie, weil ihre Eltern bereits einige Jahre in Essen gelebt und die Zeit in guter Erinnerung behalten hatten. „Meine Mama hat mir empfohlen, in Deutschland zu arbeiten“, sagt die 23-Jährige. Von der Stiftung Liebenau erfuhr sie über eine Vermittlungsagentur. Nach einigen Videokonferenzen kamen zwei Mitarbeitende der Stiftung Liebenau nach Vietnam, um sie persönlich kennenzulernen. Dann, am 1. April 2020 verreiste Anh Nguyen zum ersten Mal allein – ohne ihre Familie – und saß zum ersten Mal in einem Flugzeug. In München wurde sie von Mitarbeitenden der Vermittlungsagentur abgeholt. „Alles war neu und fremd“, erinnert sie sich. Sie reiste weiter nach Lindau, um im Sprachinstitut „dialoge“ noch besser Deutsch zu lernen. Ein halbes Jahr später hatte sie das nötige Niveau B2 erreicht.
Im St. Martin gut angekommen
Während der schulische Start in die Ausbildung durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Online-Unterricht erschwert wurde, hat Anh Nguyen im Haus der Pflege St. Martin von Anfang an gute Erfahrungen gemacht: „Alle Bewohnerinnen und Bewohner sind freundlich und alle im Team sehr hilfsbereit“, schwärmt die frischgebackene Pflegefachfrau. Die Arbeit mache ihr Spaß; etwas gewöhnungsbedürftig sei lediglich der schwäbische Dialekt. „Anh ist ihren Weg zielstrebig gegangen, hat ihre Chance genutzt“, sagt Hausleiter Rainer Schmalzried und bewundert vor allem ihre Selbstständigkeit im fremden Land. Und wie geht es jetzt weiter? „Ich möchte noch ein, zwei Jahre im Haus St. Martin arbeiten und Erfahrungen sammeln, danach eine Weiterbildung machen. Vielleicht zur Praxisanleiterin – so wie Christin“, schmunzelt Anh Nguyen.