Psychisch krank – was nun?
Wenn Kinder psychisch krank werden, brauchen sie eine besondere Fürsorge und Therapie. Ganz besonders gilt dies für Kinder mit Intelligenzminderung, kognitiven Einschränkungen oder Entwicklungsstörungen. Die Kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung an der St. Lukas-Klinik der Stiftung Liebenau ist auf die Diagnostik und Behandlung dieser jungen Patientinnen und Patienten spezialisiert. Manchmal ist aber ein vollstationärer Aufenthalt nicht zwingend erforderlich, während eine ausschließlich ambulante Behandlung jedoch zu wenig wäre. An dieser Stelle setzt die Tagesklinik mit ihrem wohnortnahen und teilstationären Konzept an.
Tagsüber in der Klinik, abends daheim
Die jungen Patientinnen und Patienten kommen jeden Morgen in die Tagesklinik und fahren spätnachmittags wieder nach Hause. „Dadurch können die Kinder weitgehend in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und bekommen zugleich bei uns die intensive Behandlung, die sie brauchen“, erklärt Dr. Elisabeth Föll, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ein großer Vorteil sei dabei, dass das Team der Tagesklinik in täglichem Kontakt zur Familie des Kindes stehe. Es gibt acht Plätze für Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren. Im Durchschnitt bleiben sie etwa vier Monate an der Tagesklinik, manchmal aber auch kürzer oder länger. Weil die Fahrzeit möglichst nicht mehr als eine Stunde betragen sollte, richtet sich die Tagesklinik insbesondere an Kinder aus den Landkreisen Ravensburg und Bodenseekreis sowie aus den angrenzenden Bereichen.
Eine von vielen Erfolgsgeschichten
Einer der vielen Patienten der vergangenen fünf Jahre war Fabian (Name geändert). Der Siebenjährige fiel schon im Kindergarten durch aggressives Verhalten auf. Es war deshalb nicht möglich, ihn einzuschulen. Schließlich verbrachte er mehrere Monate in der Tagesklinik der Stiftung Liebenau, seine Diagnose lautete frühkindlicher Autismus. „Er gewöhnte sich an unsere klar strukturierten Abläufe, begann, in der Gruppe zu sitzen und konnte sich schließlich sogar mitteilen. Er machte eine tolle Entwicklung“, berichtet Dr. Elisabeth Föll, die sich heute noch über das Ergebnis freut: „Ein Kind, das ängstlich und laut schreiend zu uns kam, konnte am Schluss fröhlich nach Hause gehen.“
Familiäre Atmosphäre
Geschichten wie diese gibt es zuhauf. „Wir haben überwiegend Erfolgserlebnisse“, berichtet Dr. Föll, die vom Konzept der Tagesklinik voll überzeugt ist. Die jungen Patientinnen und Patienten der Tagesklinik haben in aller Regel eine Intelligenzminderung sowie eine psychische Erkrankung. Die Symptome reichen von aggressivem Verhalten über Zwangs- und Angstreaktionen bis hin zu Beziehungsstörungen. Um den Grund und eine Lösung für ihre Probleme zu finden, wirken an der Tagesklinik Fachkräfte aus verschiedenen medizinischen, therapeutischen, erzieherischen und pflegerischen Bereichen zusammen. „Hier hat jedes Kind zu jeder Zeit einen Ansprechpartner. Diese intensive Beziehung zu den Kindern ist sehr familiär. Hier wird jedes Kind gemocht. Das spüren sie, das genießen sie“, sagt die Ärztin.
Räume zum Wohlfühlen
Die freundlich gestalteten Räume im dritten Stock des Klinikgebäudes unterstreichen dies. Der zentrale, großzügige Gruppenraum vermittelt ein Gefühl von Offenheit und Weite. Viele Nischen und Nebenräume bieten wiederum Geborgenheit, Rückzugsmöglichkeiten und Platz für individuelle Therapieangebote. Am Ende des Tages wird noch einmal deutlich, wie wohl sich die Buben und Mädchen hier fühlen: In der täglichen Feedback-Runde sagt jedes Kind, was es am nächsten Tag gerne tun möchte. In fast jedem Satz schwingt eine Vorfreude mit.