So laufen die Reisevorbereitungen
Am Tag vor der Abreise nach Berlin treffen sich alle nochmals in der Turnhalle in Hegenberg. Die Reise will gut vorbereitet sein, zehn Tage lang bleiben die jungen Erwachsenen in Berlin. Geöffnete Koffer liegen auf dem Hallenboden. Hat jeder alles? „Sie brauchen schwarze Socken, schwarze Hosen und schwarze Schuhe“, erklärt Conny Gerson, eine der vier Betreuenden, die die jungen Menschen begleiten. Dass alles in Schwarz sein soll, ist kein Zufall. „Das ist das offizielle Badminton-Schiedsrichter-Outfit“, sagt Gerson. Ein offizielles T-Shirt der Special Olympics macht das Erscheinungsbild der Linienrichterinnen und -richter komplett.
„Ich bin aufgeregt“, gibt Leonora zu und schiebt hinterher: „Gut aufgeregt.“ Die Anfang-Zwanzigjährige ist zum ersten Mal bei den Special Olympics dabei – und zum ersten Mal in Berlin. Anders ihre Teamkollegin Franka. Wie die meisten anderen aus der siebenköpfigen Gruppe war sie schon im vorherigen Jahr in Berlin, bei den Special Olympics Deutschland. „Ich freu mich, dass ich dabei sein darf. Es ist mal ein Tapetenwechsel“, sagt sie, die Vorfreude ist ihr anzumerken. Auf dem Programm steht in Berlin nicht nur Sport, sondern auch Kultur. So sind Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten in der Berliner Innenstadt geplant.
Das ist das Besondere an der Fahrt
Dass Menschen mit einer geistigen Einschränkung an den Wettbewerben nicht als Sportlerinnen und Sportler teilnehmen, sondern als Linienrichter, ist nicht selbstverständlich. „Die Stiftung Liebenau ist die einzige, die in Badminton Special Line Judges nach Berlin schickt“, gibt Gerson einen Einblick. Das Pilotprojekt startete 2022 mit den Nationalspielen der Special Olympics, die ebenfalls in Berlin stattfanden. Anfang 2023 folgte eine Intensivschulung in Jena, bei der die jungen Erwachsenen lernten, worauf Linienrichterinnen und -richter im Badminton achten müssen.
„Jeder hält den Fuß auf die Linie, für die er zuständig ist“, ruft Betreuer Pierre Sowak in die Halle. Das Kofferpacken ist beendet, ein Badmintonnetz wurde aufgebaut, für eine letzte Trainingseinheit. Haben sie ihre Linie gefunden, treten sie einen Schritt zurück und bleiben stehen. Den Blick halten die Special Line Judges auf den Boden gerichtet, meistens jedenfalls. Mit Gesten zeigen sie an, wo der Federball gelandet ist, im Feld oder außerhalb. „Es ist egal, wie viel drin der Ball ist. Drin ist drin“, schärft ihnen Sowak ein.
Selbstbewusstsein ist gewachsen
„Sie stehen am Spielfeldrand und sind entscheidungsbefugt, können beurteilen, wo der Ball gelandet ist und unter Umständen so Spiele entscheiden. Das ist schon ein enormer Druck“, erklärt Gerson. Ebenso wichtig wie ein gutes Auge und Konzentration sei dafür Selbstbewusstsein, eine einmal getroffene Entscheidung auch sicher nach außen zu vertreten. „Das Selbstbewusstsein und die Selbstsicherheit bei den Linienentscheidungen sind gewachsen“, stellt sie fest. „Ich denke, dass es dieses Jahr noch besser laufen wird als im vergangenen Jahr.“
Live-Eindrücke von den Special Olympics mit Videos und Bildern gibt es auf dem Instagram-Kanal der Stiftung Liebenau.