Teilhabe an Kultur ermöglichen
Auch fast 300 Jahre nach der Uraufführung in Leipzig hat das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach nichts von seiner Popularität eingebüßt. Denn es gibt wohl kaum eine klangschönere Art, die Weihnachtsgeschichte nach den Evangelisten Lukas und Matthäus zu erzählen, als dieses barocke Meisterwerk. Die Stiftung Liebenau setzte damit die Reihe der Liebenauer Konzerte fort, die mehrmals im Jahr ganz unterschiedliche musikalische Glanzlichter setzen und sich an Menschen mit und ohne Behinderungen richten. „Wir wollen damit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern die Teilhabe an Kultur ermöglichen, zu der sie sonst keinen Zugang hätten“, erklärte Dr. Markus Nachbaur, Vorstand der Stiftung Liebenau, in seiner Begrüßung.
Chor und Orchester voller Intensität
Bei diesem Adventskonzert erweckten die insgesamt rund 50 Mitwirkenden von Chor und Orchester unter der Leitung von Domkapellmeisterin Lydia Schimmer den Eindruck, als wollten sie jede Note und jeden Takt in allen Feinheiten auskosten und zu einem wunderbaren Klangbild zusammenfügen. Glasklar und doch weich fließend, voller Intensität und zugleich immer fein akzentuiert interpretierten die Musikerinnen und Musiker die beiden Kantaten. Die ausgereifte Spieltechnik und Musizierfreude des Barockorchesters St. Eberhard sowie die Virtuosität der Domkapelle St. Eberhard (Kammerchor der Dommusik) faszinierten das Publikum so sehr, dass es sogar Zwischenapplaus gab.
Beindruckende Arien und Rezitative
Ebenso beeindruckten die Solistinnen und Solisten. So vermittelte Moritz Kallenberg (Tenor) als Evangelist den Inhalt der Rezitative mit eindrucksvoller Sprachgestaltung. Lea Elisabeth Müller (Alt) legte viel Wärme in ihre gefühlvoll gesungenen Arien. Alice Fuder (Sopran) sorgte mit ihrer klaren Stimme für wahren Hörgenuss, während David Pichlmaier (Bass) seiner Arie „Großer Herr, o starker König“ eine mitreißende Dynamik verlieh. Besonders ergreifend gestalteten die beiden das Sopran-Bass-Duett „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen“, das als Kleinod in der dritten Kantate gilt.
Adventslied mit ergreifender Klangfülle
Wie sehr Musik die Menschen miteinander zu verbinden vermag, war zum Schluss des Konzertes zu erleben. Gemeinsam sangen alle Zuhörinnen und Zuhörer mit den Musikerinnen und Musikern drei Strophen des Adventschorals „Macht hoch die Tür“ und füllten den Kirchenraum, begleitet von der Orgel, mit einer berührenden Klangfülle.