Fast wirken sie wie bunte Perlen: rotbraune Kidneybohnen, orangefarbene Linsen, hellbeige Kichererbsen, grüne Kürbiskerne und rote Gojibeeren. All diese Lebensmittel haben etwas gemeinsam: Sie brauchen keine Wegwerf-Plastikhülle, um den Weg vom Produzenten zum Verkaufsladen und schließlich in den Kochtopf am heimischen Herd zu finden. Denn sie befinden sich in standardisierten Mehrweggläsern, stehen in Reih‘ und Glied in den Regalen des Liebenauer Landlebens und stammen von dem Lieferanten „Unverpackt für alle“. Dessen Grundprinzip lautet: Mehrweg nicht nur in der Verkaufsverpackung, sondern auch auf dem Transportweg.
Einwandfreie Hygiene
Karl Herzog, Bereichsleiter des Liebenauer Landlebens, hat dieses System bewusst in das Sortiment des Verkaufsladens aufgenommen. Denn auf diese Weise lässt sich Müll vermeiden und die Umwelt schonen. Theoretisch wären für dieses Ziel auch Abfüllsysteme in Frage gekommen. Doch sie seien sehr wartungsintensiv und oft gehe beim Abfüllen im Laden etwas daneben. „Bei den Mehrweggläsern kleckert nichts. Die Produkte sind hygienisch einwandfrei verpackt, sie haben eine hohe Güte, und der Rücklauf der Pfandgläser ist leicht zu handhaben“, berichtet Karl Herzog.
Obst und Gemüse wird lose verkauft
Parallel dazu gibt es im Verkaufsladen des Liebenauer Landlebens weiterhin viele Produkte in herkömmlichen Einwegverpackungen. Manchmal, etwa bei Wurst oder Käse, geht es auch gar nicht anders, weil es hier keine Frischetheke gibt. Doch das Ziel ist klar: „Wir nutzen die Möglichkeiten, die wir haben, um unseren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten“, erklärt Karl Herzog. Ganz praktisch bedeutet dies zum Beispiel: Obst und Gemüse wird ohne Verpackung angeboten. Wenn die Kundinnen und Kunden für ihren Einkauf keine eigenen Beutel oder Körbe mitbringen, haben sie die Wahl: Sie können Papiertüten, langlebige Stofftaschen mit textilem Gitternetz oder auch ausrangierte Kartons verwenden.
Regale aus Altholz
Auch die Warenpräsentation hat einen nachhaltigen Aspekt. Viele Verkaufsregale sind aus geeignetem Altholz gefertigt und verströmen dabei sogar viel Charme. Zudem gibt es im Verkaufsladen etliche Fair-Trade-Waren und Upcycling-Produkte wie zum Beispiel Taschen aus dem Liebenauer Nähwerk. Passend dazu sind verschiedene Bücher zu den Bereichen Nachhaltigkeit, Ökologie und Selbermachen ausgelegt. „Wir versuchen so, auch Anstifter zu sein und den Menschen diese Thematik näher zu bringen“, erläutert Karl Herzog.
Auch Kantinen ziehen mit
Zudem nutzen das Glashauscafé im Liebenauer Landleben und die Kantine der Stiftung Liebenau dasselbe Mehrweggeschirr für das Mittagessen, den Pausensnack oder den Kaffee zum Mitnehmen – insbesondere seit den gastronomischen Einschränkungen während der Corona-Pandemie. Denn als die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr vor Ort bewirtet werden durften, holten sich viele ihren Imbiss gerne zum Mitnehmen in der Kantine oder im Glashauscafé ab. Mehrwegbecher für warme Getränke waren hier ohnehin schon vor der Corona-Pandemie im Einsatz, im Jahr 2021 kamen wiederverwendbare Kunststoffschalen fürs Speisen dazu.
Mitarbeitende nutzen das Mehrwegsystem
„Das kommt sehr gut an“, berichtet Susanne Walser, die bei der Liebenau Service GmbH für die Kantinen zuständig ist. Wer das Mehrwegsystem fürs Mitnahme-Essen nutzen möchte, zahlt eine einmalige Pfandgebühr von zehn Euro und bringt beim nächsten Mal das Geschirr grob vorgereinigt zurück. „Das ist für uns ein bisschen mehr Aufwand, aber gut machbar“, erklärt sie. Sogar eigene Behälter können zur Essensausgabe in die Kantine mitgebracht werden. „Im Einzelfall geben wir zwar noch Einweggeschirr aus Zuckerrohr aus, aber wir brauchen es nur noch selten, zumal wir dafür 80 Cent zusätzlich verlangen“, erzählt Susanne Walser. Und das Besteck? „Viele nutzen ihr eigenes Besteck, für die anderen gibt es künftig Holz- statt Plastikgabeln“, sagt sie. Eine ähnliche Entwicklung stellt Karl Herzog im Glashauscafé fest: „Alle Mitarbeitenden, die ihr Mittagessen bei uns abholen, nutzen die Mehrwegsysteme. Wir haben zwar noch ein paar Pappbecher und Einwegschalen, aber sie werden fast nicht mehr benötigt.“