Herr Zielonka, wie kommt es, dass die Fußballmannschaf- ten aus Rosenharz so erfolgreich sind?
Eigentlich ist es ganz einfach: Empathie, gegenseitiger Respekt und Achtung, aus- gesprochenes Lob, Anerkennung, Wertschätzung, Spaß am gemeinsamen Fußballspielen und eine Kommunikation auf Augenhöhe sind für mich Grundlage für die steigende Erfolgskurve. Diese Werte versuche ich den Spielerinnen und Spielern nicht nur vorzuleben, vielmehr ermutige ich sie, sie im Training und bei Turnieren ebenfalls weiterzugeben.
Ist es in der Praxis so einfach, wie es sich anhört?
Mittlerweile verzichte ich fast komplett auf Kritik und den Fokus auf Defizite. Ich kann meine Spielerinnen und Spieler entweder entmutigen, in dem ich ihnen immer wieder ihre Fehler und Schwächen aufzeige. Ich kann sie aber auch ermutigen, in dem ich sie wertschätze, unabhängig davon, was sie können und leisten. Ich lege den Fokus auf die positiven Aspekte, hebe diese hervor und versuche in vielen Einzelgesprächen mitzuteilen, dass jeder wertvoll ist. Es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, wie sie dann mit erhobenem Haupt, geschwellter Brust auf dem Platz stehen und Dinge aus sich herausholen, die ich – und auch sie selbst – nie für möglich gehalten hätte: Einfach, weil sie wissen, dass da draußen jemand steht, der an sie glaubt. Ich bin immer wieder überwältigt davon, welche Leistungen die Aktiven bringen: Jeder Einzelne und jede Einzelne in meinem Team hat in den letzten Jahren enorme Fortschrit te gemacht, ist über sich hinausgewachsen, hat teilweise über den eigenen Möglichkeiten gespielt.
Warum ist Ihr Ansatz heute besonders bedeutsam?
Die Zeit, in der wir leben, ist schwer genug, vor allem auch für Menschen mit Assistenzbedarf. Wenn beispielsweise in den sozialen Medien jemand einen kleinen Fehltritt macht, von irgendwas abweicht oder anders ist, wird gleich verbal draufgehauen. Schlagwort „Hatespeech“. Ich bin davon überzeugt, dass es in Zeiten von Krieg, Unsicherheit und Angst, in Zeiten der Pandemie mit Lockdowns und Abstand vonnöten ist, sich bewusst zu machen, dass das Gegenüber keine Gefahr ist, sondern eine Bereicherung. Dass wir neu lernen müssen, wieder aufeinander zuzugehen. Wir alle brauchen mehr denn je das Gefühl, wahrgenommen, angenommen, wertgeschätzt und geliebt zu werden. Jeder kann dazu seinen Beitrag leisten, jeden Tag im eigenen Umfeld. Dazu braucht es wahrlich nicht viel: etwas Mut und die Bereitschaft, empathisch aufeinander zuzugehen. Und das Beste daran ist, dass man selbst profitiert und beschenkt wird, in dem man andere Herzen berührt, die sich öffnen, was Begegnung und Gemeinschaft und tiefe Freude hervorruft. Ich bin dankbar, diesen Job als Fußballtrainer in Rosenharz mit so wundervollen Menschen machen zu dürfen.