Vertrauen braucht Zeit
Die Besucherinnen interessierten sich gleich für Haus und Hof, die Gerätschaften und vor allem für die Tiere. Amy, die Hündin mit dem hellen Fell, hat es augenblicklich allen angetan. Sie liebe es, wenn Gäste kämen, erklärte die Besitzerin Nicole Hugger, die in tiergestützter Intervention ausgebildet ist. Dann ging es über den federnden Riedboden zu den Schafen auf die Weide. Alle folgten dem Rat und der Bitte, sich den Tieren behutsam zu nähern: „Das Vertrauen eines Tieres kann man nicht von jetzt auf nachher erwarten,“ begründete Nicole Hugger. Spätestens als die Besucherinnen das Tier-Müsli in der offenen Hand hinstreckten, waren sämtliche Berührungsängste zwischen Tieren und Gästen verflogen.
Deutsche Fernsehlotterie macht es möglich
Zum Programm der zweiwöchigen Entspannungszeit gehören auch Aktivitäten wie Chi Gong, Märchen lesen oder Fantasiereisen. Sie ist wiederum Teil des Projektes „Mobile Freizeit-Experten in eigener Sache“, das die Deutsche Fernsehlottere fördert. Die Förderung läuft drei Jahre. Derzeit ist das zweite Förderjahr. „Ziel des Projektes ist es, unsere Klientinnen und Klienten mit Einschränkungen zu mobilisieren und anzuregen, sich aktiv für ihre Freizeit einzusetzen,“ erläutert Stefanie Dreher, die Projektleiterin. „Freizeit ist für alle da“, nennt sie das Anliegen kurzum.
Viele Akteure mit im Boot
Damit jeder und jede die Freizeit nach den eigenen Vorstellungen gestalten kann, gibt es neben der Entspannungszeit weitere unterschiedliche Angebote. Dafür braucht es Partner wie Nicole Hugger. Außer ihr sind unter anderem auch ein Fitnessstudio, eine Künstlerin aus der Region und Vereine mit entsprechenden Angeboten mit im Boot. Beim unlängst in Mengen durchgeführten Frauen- und Kinderflohmarkt etwa waren neben Akteuren der Ambulanten Dienste auch der stationäre Bereich des Benedikt-Reiser-Hauses, der Sozialstation St. Anna, des Hauses St. Ulrika sowie der Lebensräume für Jung und Alt der Stiftung Liebenau mit dabei. Der Anklang war groß. Alle Beteiligten wären bei einer Wiederholung erneut dabei.
Mehr Selbstbewusstsein und Ausgeglichenheit
Als weiteres Ziel des Projektes steht auch die Vernetzung mit anderen Trägern der Behindertenhilfe im Landkreis Sigmaringen, für deren Klientinnen und Klienten die Angebote dann langfristig ebenfalls offen stehen. Rund 50 Frauen und Männer mit und teilweise ohne Behinderungen nutzen die diversen Angebote seit Projektbeginn bereits. Stefanie Dreher hat festgestellt: „Toleranz und Offenheit den andern gegenüber haben seither deutlich zugenommen.“ Die Teilnehmenden erleben in ihrer Freizeit etwas Besonderes, verbringen gemeinsam Zeit und lernen neue Leute kennen. „Für viele bedeutet dies ein Mehr an Selbstbewusstsein und an Selbstwirksamkeit.“ Ausgeglichenheit und Entspannung inbegriffen.