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Campus Waldburg

In luftiger Höhe die altehrwürdige Waldburg: Wahrzeichen für Vergangenheit und Symbol für Beständigkeit. Am Fuße die drei Gebäude der Stiftung Liebenau: Sinnbild für Moderne. Das Haus der Pflege Magnus, die Service-Wohnungen für Seniorinnen und Senioren und das Wohnhaus für Jugendliche des Berufsbildungswerks Adolf Aich. Energetisch entsprechen die Gebäude Effizienzhäusern mit dem Energiestandard 40 und liegen damit deutlich über den derzeitigen gesetzlichen Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG).

 

Einzigartig ist der ortsnahe Standort des Campus‘ Waldburg mit Sicht auf das Alpenpanorama. Die drei Campus-Gebäude passen sich außerdem perfekt der Geländetopografie der Ortsrandlage an. Eine Besonderheit ist bereits die Zustiftung des Grundstücks durch den Waldburger Landwirt Magnus Gehweiler, der Wert darauflegte, dass ältere Menschen weiterhin im Heimatort bleiben können. Anderthalb Jahre ist das Haus der Pflege nun bewohnt. Seine südöstliche Ausrichtung orientiert sich an Sonnenstand und Lichteinfallswinkel. Der Freisitz im ersten Stock etwa bekommt im Sommer die schwächere Morgensonne ab, nachmittags hingegen herrscht hier Schatten. „Heute muss man stark darauf achten, dass Gebäude nicht überhitzt werden und der sommerliche Wärmeschutz eingehalten wird“, erklärt Bernd Reihs, Projektleiter der Abteilung Bau der Stiftung Liebenau, bezogen auf das immer heißer werdende Klima. Für Behaglichkeit in den Räumen sorgt außerdem eine zentrale Be- und Entlüftungsanlage.

Hoher energetischer Standard im KfW-Effizienzhaus 40

Energetisch entsprechen die Gebäude Effizienzhäusern mit dem Energiestandard 40 und liegen damit deutlich über den derzeitigen gesetzlichen Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). „Durch die topographischen Gegebenheiten konnten wir beim Haus der Pflege auf den Keller verzichten“, erläutert Reihs eine Möglichkeit der Kosteneinsparung. Dafür steht im Keller des mittleren Gebäudes mit den ServiceWohnungen die Energiezentrale für alle drei Gebäude: neben Blockheizkraftwerk für Wärme und Strom, das Gasbrennwertgerät für Bedarfsspitzen als auch eine Wärmepumpe. Die vergleichsweise zierlichen Kraftpakete liefern von hier aus Wärme, Warmwasser und Strom für das Haus der Pflege mit 30 Seniorinnen und Senioren, für die 14 ServiceWohnungen und elf Wohnungen im Wohnhaus für insgesamt 25 junge Bewohnerinnen und Bewohner. Letzteres ist auf Grund des vergleichbar geringen Verbrauches im Sommer durch die Solaranlage auf dem Dach autark, die dann ausreichend Warmwasser liefert.

Synergien auf kleinstem Raum

Wenn das Wort Synergie irgendwo passt, dann hier. Das spezifisch auf die Anlagen zugeschnittene MSR-Gebäudeleitsystem steuert das Zusammenspiel der technischen Komponenten passgenau. Auch bei der Brandschutzzentrale, die die Liebenau Gebäude- und Anlagenservice (LiGAS) zusammengestellt und eingebaut hat, heißt es eine für alle. Überhaupt steckt auf kleinstem Raum enorm viel Technik drin. So sieht man auch dem verhältnismäßig kleinen Datenschrank für Telefon, Internet und Assistenzsysteme für die ServiceWohnungen nicht an, dass von hier aus zahlreiche Einheiten versorgt werden.

Nachhaltiger Gebäudekorpus insbesondere beim Haus der Pflege

Die Bauweise der sogenannten „statischen Freiheit“ bedeutet Nachhaltigkeit per se. Auf den mit sägerauem und vorvergrautem Holz verkleideten Betonaußenwände befinden sich betonierte Dächer mit Aufdachdämmung und durchgezogener Blecheindeckung. Diese Konstruktion, die eine geringe Dachneigung ermöglicht, schützt etwa auch vor hohen Schneelasten, die im Allgäu nicht zu unterschätzen sind. Die Gemeinde Waldburg liegt immerhin auf 705 Meter NN. Die Trockenbauweise im Inneren lässt außerdem zu, dass die Gebäude auch während der Nutzungsdauer unkomplizierter an neue Begebenheiten angepasst werden können, beispielsweise bei neuen Vorgaben der Landesheimbauverordnung.

Weitergehende Kriterien für die Umwelt

Das Wohnhaus für Jugendliche bietet in elf Wohnungen Platz für 25 Auszubildende des Berufsbildungswerks Adolf Aich. Neben den bereits hohen Energieeffizienz-40-Kriterien wurden in diesem Gebäude auch NBBW-Kriterien für Nachhaltiges Bauen des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg verwirklicht. Ausgewählte Anstriche, Beschichtungen, Kleber und Bodenbeläge sind pestizidfrei beziehungsweise enthalten keine toxischen Stoffe und erfüllen so weitere umweltschonende Merkmale. Das Fundament aus Recycling-Beton hingegen wurde nicht verwirklicht: Der weite Transportweg aus der Region Stuttgart hätte im Vergleich zu regionalem Beton die Energiebilanz negativ beeinflusst.

Kontakt

Bernd Reihs

Stiftung Liebenau

Bauabteilung

Projektmanagement

Siggenweilerstraße 11

88074 Meckenbeuren

Telefon +49 7542 10-1447

bernd.reihs(at)stiftung-liebenau.de

Nachhaltiges Gemeinschaftsprojekt

Hoher energetischer Standard. Eine bewohnerorientierte Planung. Einbeziehung der Geländetopographie bei der Ausrichtung der Gebäude für optimalen Wärmeschutz und emissionsarme Energieerzeugung. Nachhaltige Baumaterialien und umweldschonende Komponenten beim Ausbau. Der Campus Waldburg ist ein gelungenes Beispiel dafür, was geht, wenn verschiedene interne und externe Gewerke optimal zusammenarbeiten und Nachhaltigkeit konsequent von Anfang an einplanen: Eine Energiebilanz, die sich sehen lassen kann.

Text: Anne Oschwald
Quelle: Jahresbericht 2021