Neues aus dem Stiftungswald
Erstmals hat die Stiftung Liebenau eigenes Holz für ein eigenes Bauvorhaben verwendet: den Umbau des St. Josefshauses in Gaißau (Vorarlberg). Dafür legten die süddeutschen Fichten einen Zwischenstopp bei der Firma Kaufmann ein, wo sie zu 30 stapelbaren Pflegezimmern und neun Betreuten Wohnungen verarbeitet wurden.
Pflegezimmer und Betreute Wohnungen aus eigenem Holz
Es ist das erste Mal, dass die Stiftung Liebenau Holz aus dem eigenen Wald für ein eigenes Bauprojekt verwendet hat. Bei der Firma Kaufmann Zimmerei und Tischlerei GmbH wurden Holzmodule in Fließbandarbeit gefertigt. Vom Verlegen der Trittschalldämmung über das passgenaue Einfügen der Seitenwände und Decke, das Installieren von Elektro und Sanitär bis hin zum Verlegen von Parkett und Fliesen, dem Streichen der Wände und Einstellen der Möbel lässt sich die Entstehung eines Pflegezimmers Schritt für Schritt beobachten. Am Ende der Fertigungsstraße stapeln sich die fertigen Raummodule. Im Falle des St. Josefshauses hat ein Pflegezimmermodul eine Grundfläche von 22 Quadratmetern und wiegt 16 Tonnen.
Aus heimischer Produktion
Nach einer Produktionszeit von drei Wochen konnten Mitte März 2022 30 Pflegezimmermodule sowie weitere zwölf kombinierbare Holzmodule für neun Betreute Wohnungen mit LKWs nach Gaißau geliefert und dort in wenigen Tagen zusammengefügt werden. „Üblicherweise geht das Holz ins Sägewerk, dann in Produktion und dabei um die halbe Welt“, erklärten Geschäftsführer Matthias Kaufmann und sein Onkel, Architekt Johannes Kaufmann, „wir haben diesen Prozess ausgehebelt, indem wir Produkte entwickelt haben, die wir mit heimischen Zimmerleuten, Tischlern und Maschinen fertigen können. Für unseren innovativen Holzmodulbau haben wir 2019 den Vorarlberger Innovationspreis erhalten.“
Vorreiterprojekt begeistert
Gemeinsam hämmern, schleifen, bohren: Die eigenen Mitarbeitenden der Firma Kaufmann sowie rund 20 Subunternehmer, darunter Installateure, Maler, Elektriker und Fliesenleger, arbeiten entlang der Fertigungsstraße in ständigem Austausch in einer temperierten und witterungsgeschützten Halle. „Das sind beste Arbeitsbedingungen für eine effiziente Produktion, die schließlich hohe Wohnqualität gewährleistet“, freute sich Klaus Müller, Geschäftsführer der Liebenau Österreich. „Für das St. Josefsheim konnten wir rund 1600 Raummeter Fichtenholz aus dem Stiftungswald liefern. Das sind 15 Prozent des üblichen Jahreseinschlags, den wir sonst an Sägewerke verkaufen“, sagte Forstwirtschaftsmeister Armin Rösch. Beeindruckt sind auch Markus Bertele, Leiter der Forstbetriebe, Philip Kling, Leiter der Finanzen, und Bernd Reihs, Leiter der Bauabteilung: „Die Holzmodule für das St. Josefshaus spielen hier ganz klar eine Vorreiterrolle, die sicher weitere Projekte dieser Art nach sich ziehen.“
Umbau des St. Josefshauses
Spatenstich:September 2021
Bezugsfertig:September 2022 (Pflegeheim) /Januar 2023 (Betreute Wohnungen)
Pflegeheimplätze alt:44
Pflegeheimplätze neu:60
Neue Wohnangebote:
- 14 Betreute Wohnungen im 3. Obergeschoss
- 3 Wohnungen im Erdgeschoss für Mitarbeitende und Reserve
- Mittagstisch für Schülerinnen und Schüler
- Cafeteria
- Festsaal und Seminarraum
- Räume für eine Arztpraxis und ein Therapiezentrum in Kooperation mit der Gemeinde Gaißau und einem externen Partner
Architekten: Hermann Kaufmann + Partner ZT GmbH
Baumanagement:VOGEWOSI
Voraussichtliche Baukosten: 12 Millionen Euro
Bauträger und Betreiber: Liebenau Österreich gemeinnützige GmbH / Liebenau Österreich Sozialzentren gemeinnützige GmbH
Kontakt
Markus Bertele
Stiftung Liebenau
Bereichsleitung Forstbetrieb
Siggenweilerstraße 11
88074 Meckenbeuren
Telefon +49 7542 10-1659
markus.bertele(at)stiftung-liebenau.de
Klaus Müller
Liebenau Österreich
gemeinnützige GmbH
Geschäftsführer
Kirchstraße 9a
6900 Bregenz
Telefon +43 5574 421770
Matthias Kaufmann
Kaufmann Zimmerei und Tischlerei GmbH Baien 116
Geschäftsführer
6870 Reuthe
Bregenzerwald, Österreich
Telefon +43 (0) 5514 2209
Johannes Kaufmann
Architekturbüro Johannes Kaufmann und Partner GmbH
Sägerstraße 6
6850 Dornbirn
Telefon +43 (0)5572 23690
Liebenauer Forstbetrieb
Der Liebenauer Forstbetrieb bewirtschaftet 1500 Hektar Stiftungswald im Bodenseekreis, im Kreis Ravensburg, im Alb-Donau-Kreis und im Kreis Oberallgäu und bietet Waldbetreuung, Holzvermarktung, Holzerntemaßnahmen sowie Waldpflegearbeiten. Er beschäftigt 15 Mitarbeitende mit Behinderung und ist Ausbildungsbetrieb für Forstwirtinnen und -wirte. Forststudentinnen und -studenten können im Forstbetrieb der Stiftung Liebenau ihr Praktikum absolvieren.
Text: Elke Benicke
Quelle: Jahresbericht 2021