Prägung fürs Leben
Manchmal sind es spezielle Begebenheiten, die den Weg von Menschen vorzeichnen. So war es wohl auch bei Dr. Elvira Kern-Nagel. Als junge Frau zu erleben, wie die eigene Mutter an Krebs erkrankt und später daran stirbt, war für sie eine Zeit voller Ängste, Sorgen und Nöte. Rückblickend aber auch eine Zeit, die sie stark prägen sollte. „Es war eine tiefe Betroffenheit in mir,“ begründet sie ihren Lebens- und Berufsweg. Das „Virus“ für die Onkologie war gelegt. Nach dem Abitur studierte sie Medizin und schloss als Fachärztin für Strahlentherapie ab. Zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit wurde die Betreuung von Brustkrebspatientinnen.
Psychosoziale Begleitung ergänzt Medizin
Mit 31 Jahren übernahm sie als Oberärztin die Verantwortung in der damals neu geschaffenen Strahlenabteilung am Klinikum Aschaffenburg. „Diese Zeit hat mir sehr viel gebracht“, erinnert sich die engagierte Frau. Aber sie habe hier auch sehr viel Leid gesehen. Mit leitenden Ärzten der Klinik teilte sie damals das Bedürfnis, an Krebs erkrankte Menschen nicht nur medizinisch umfassend zu versorgen. Vielmehr war es ihnen ein Anliegen, tumorkranken Menschen Zuwendung und Zeit in ihrer schwierigen Lebenssituation zu schenken. Zusammen mit Klinikseelsorgern entstand der Arbeitskreis „MUTIG – Medizin und Theologie im Gespräch“.
Ernährung: ein wichtiges Thema
Als sie 1994 zu ihrem Mann nach Friedrichshafen gezogen war, kam sie schnell in Kontakt mit verantwortlichen Mitgliedern der damals noch jungen Hospizbewegung St. Josef, die schwerkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase und ebenso deren Angehörigen mit einer menschlich zugewandten Begleitung helfen wollte. Sie selbst arbeitete inzwischen als Allgemeinärztin in verschiedenen Praxen um Friedrichshafen, später an einer international bekannten Fastenklinik in Überlingen und ab 1999 in ihrer eigenen Praxis. „Ernährung unter medizinischen Aspekten, das ist seit 30 Jahren mein Leib- und Magenthema“, sagt sie mit einer passenden Metapher. Ihre onkologische und allgemeinmedizinische Expertise, in Verbindung mit ihrer naturheilkundlichen Kompetenz, sieht sie als gute Basis für das Engagement in der Hospizarbeit in Friedrichshafen.
Bekanntheit erhöhen
„Es ist immer noch so, dass das Hospiz in Friedrichshafen vielen unbekannt ist,“ sagt die 66-jährige Ärztin. Zu den zentralen Aufgaben des Fördervereins St. Josef gehört es deshalb, den Hospizgedanken in die Öffentlichkeit zu tragen. Eine alljährliche größere Veranstaltung wird auch dafür genutzt, um Spenden zu sammeln. Mitgliedsbeiträge, Spenden, aber auch Erbschaften bilden die finanzielle Basis. Damit kann der Verein das Stationäre Hospiz unterstützen, da die Erstattung der Kostenträger den Hospizaufenthalt nicht deckt.
Ehrenamtliche sind wichtige Unterstützer
Rund 30 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind für die stationäre und die ambulante Arbeit im Hospiz tätig. Sie nehmen sich Zeit für die bis zu zehn Hospizgäste und unterstützen so die zwölf hauptamtlichen Fachkräfte. Deren liebevolle Begleitung von sterbenden Menschen für ein „Leben bis zuletzt“ nennt sie „segensreich“.