Wie für Live-Musik gemacht
Vom vierten Stockwerk ausgehend, wo sich das Stationäre Hospiz befindet, schwingt die Musik dezent durch das mehrstöckige Foyer. Die Akustik ist durch die Architektur fast kathedralenartig. Einige Zuhörer sitzen den Musizierenden gegenüber und lauschen. Aus den anderen Stockwerken werden einzelne Zaungäste vom Klang von Klavier, Cello und Gesang angelockt. Eine Bewohnerin aus der zweiten Etage bedauert, dass sie selbst nie Klavier lernen konnte, freut sich aber offenkundig über den Wohlklang. In umliegenden Zimmern haben es sich einzelne Zuhörende auf Sofas bequem gemacht und genießen die Atmosphäre von dort aus.
Profis am musikalischen Werk
Heute musizieren Sänger Peter Strecker und Johannes Becher am Cello mit Elisabeth Raither-Hässler. Ihre Liedauswahl orientiert sich unter anderem an den Jahreszeiten. Bei der derzeitigen Saison darf etwa „Auf, du junger Wandersmann“ nicht fehlen. Die meisten Musikerinnen und Musiker um die Klavierspielerin haben einen beruflichen musikalischen Hintergrund. Peter Strecker singt zwischendurch mit Inbrunst das Heimatlied der Stadt Friedrichhafen über das Geländer ins Foyer und füllt dieses mit seiner Bassstimme. Der Konzertsänger ist lange Jahre mit Männer- und Kirchenchören durch die Welt gereist, um Konzerte zu geben. Seine Frau, die als Folge ihrer Demenz im Rollstuhl sitzt, lauscht aufmerksam und entspannt.
Keiner hat „Nein“ gesagt
Und so kam‘s: Eine Bekannte fragte Elisabeth Raither-Hässler, ob sie sich vorstellen könne, vor Ort auf dem Klavier für die Gäste im Stationären Hospiz zu musizieren. Nachdem sie dann ein paar Male alleine gespielt habe, fand sie, dass das Programm zusammen mit anderen wesentlich abwechslungsreicher und interessanter gestaltet werden könnte. Und so hat sie in ihrem professionellen Umfeld, wie der Musikschule Friedrichshafen, angefragt. „Es hat kein einziger ‚Nein‘ gesagt,“ erzählt sie. „Alle waren begeistert,“ ergänzt sie und scheint über die positive Resonanz immer noch etwas erstaunt. Insgesamt sind es rund zehn Musikprofis, die wechselweise mit ihr musizieren: Von Posaune und Horn über Geige und Akkordeon, bis hin zu Querflöte und Klarinette, ist alles vertreten. Elisabeth Raither-Hässler ist mit wenigen Ausnahmen jede Woche dabei und genießt die Auftritte: „Es ist so nett und sehr menschlich hier.“