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Zeit und Raum für individuelle Betreuung

IMMENSTAAD-HERSBERG – Eine nicht ganz alltägliche Wohngemeinschaft gibt es im Haus der Pflege St. Vinzenz Pallotti der Stiftung Liebenau in Hersberg: Hier bieten acht private Zimmer und dazugehörige gemeinschaftliche Räume Pallottinern die Möglichkeit, ihren Ruhestand zu verbringen.

Ute Kung (rechts) vom Betreuungsteam hat derzeit Unterstützung von der Auszubildenden Anja Bogenschütz, die hier den Tisch für das gemeinsame Mittagessen eindecken.

Ute Kung (rechts) vom Betreuungsteam hat derzeit Unterstützung von der Auszubildenden Anja Bogenschütz, die hier den Tisch für das gemeinsame Mittagessen eindecken.

Gottesdienst in Rot: Pater Altherr feiert die Messe im Haus der Pflege St. Vinzenz Pallotti für Interessierte aus dem Haus sowie Gäste von extern. Am Gedenktag der Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik, trägt er Rot.

Gottesdienst in Rot: Pater Altherr feiert die Messe im Haus der Pflege St. Vinzenz Pallotti für Interessierte aus dem Haus sowie Gäste von extern. Am Gedenktag der Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik, trägt er Rot.

Zeit für Spiritualität

Pater Richard Altherr ist einer der Patres. Dynamisch und entspannt, von der vorausgehenden Massage, kommt er ins Lesezimmer. Seine 87 Jahre sieht man ihm nicht an. Im Sommer 2020 kam er ins Haus der Pflege, aus der Zentrale der Pallottiner in Friedberg. „Der Bodensee ist einmalig schön, was einen auch tröstet, wenn man mal schimpfen möchte.“, sagt er. Es ist herauszuhören, dass ihm seine Eingewöhnung nicht ganz leichtgefallen ist, zumal sie mitten im ersten Corona-Jahr mit all seinen Beschränkungen war. Pater Altherr genießt Kultur und schätzt seine Selbstständigkeit. Die gemeinsamen Mahlzeiten mit den anderen Patres und der tägliche Gottesdienst im Haus, den er, im Wechsel mit zwei anderen Patres, für alle Interessierten aus dem Haus sowie Gäste von außen hält, strukturieren die Tage. Ist er allein, liest er gerne und hört klassische Musik und zwischendurch Schlager. „Ich hatte noch nie so viel Zeit für meine Spiritualität“, sagt der frühere Lehrer. Pflichten, wie Unterricht und dessen Vorbereitung, hatten immer Vorrang.

 

Persönliche Betreuung und hauswirtschaftliche Tätigkeiten

Betreut und versorgt werden die betagten Patres seit 2014 von Mitarbeitenden der Sozialstation St. Anna der Stiftung Liebenau. Die Behandlungs- und Grundpflege leisten ambulante Pflegekräfte. Das Betreuungsteam um Ute Kung übernimmt unter anderem hauswirtschaftliche Tätigkeiten, wie Mittagessen anrichten und servieren oder sich um die Wäsche kümmern. Aber vor allem geht es den Betreuenden um die persönliche Begleitung. Sie machen zwischendurch Spaziergänge, Spiele, nehmen sich Zeit für Gespräche, blättern Fotoalben durch.

 

Gemeinsame Aktivitäten

„Die Arbeit ist für mich etwas Besonderes,“ sagt Ute Kung. Die Gruppe der Patres habe etwas Familiäres. Auch ihre allesamt ungewöhnlichen Lebensläufe findet sie spannend. „Manchmal bleibe ich abends auch länger, dann kochen wir zusammen,“ schildert die ausgebildete Alltagsbetreuerin. In der kühlen Jahreszeit gibt es zum Beispiel Zwiebelkuchen, im Sommer Spargel. Pater Altherr hilft gern beim Kochen, besonders bei seinem Leibgericht Gemüsepfanne. Ute Kung hätte tagsüber gerne noch mehr Zeit für die Betreuung. Ab Januar kommenden Jahres wird sie die Leitung des Teams von ihrem ausscheidenden Kollegen übernehmen und hofft, dass sich eine engagierte Person findet, die das Team ergänzt.

 

Unabhängig mit Bus und Bahn

Erst unlängst hat Pater Altherr seinen Führerschein abgegeben, wofür er ein kostenloses Jahresticket für den Nahverkehr erhielt. Es gibt ihm ein Stück Unabhängigkeit. Zuvor ist er nie mit Bus und Bahn gefahren, betont er. Seine Verwandten in seiner Heimat Germersheim am Rhein möchte er bald besuchen. In die Oper nach München wiederum habe er es noch nicht geschafft, scherzt er. Vielleicht wird auch dieser Wunsch demnächst für ihn wahr.

 

 

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