Soziale Angebote unter Druck
Der Sozialbereich ist in schwierigem Fahrwasser unterwegs: einerseits steigt die Nachfrage nach sozialen Dienstleistungen beispielsweise nach Pflegeangeboten aufgrund der Demografie weiter – andererseits müssen erste Anbieter sozialer Dienste Wohn- und Betreuungsangebote einschränken oder schlimmstenfalls ganz zurückfahren. Die Gründe hierfür sind zahlreich: die gestiegenen Kosten in Folge der Auswirkungen des Ukraine-Konflikts und der zurückliegenden Pandemie sowie der mittlerweile in allen Bereichen spürbare Fachkräftemangel: in der Pflege, im Klinikbereich, in den Hilfen für Menschen mit Behinderungen und im Bildungsbereich – die Gesamtlage ist schwierig und spitzt sich weiter zu.
Sozialpolitik nicht nach Kassenlage
Die Stiftung Liebenau appelliert daher an die politischen Verantwortlichen in Bund und Ländern, Sozialpolitik künftig nicht nur nach Kassenlage zu betreiben. So bleibt die jüngst verabschiedete Pflegereform weit hinter den Erwartungen von pflegebedürftigen Menschen, deren Familien, Mitarbeitenden und Trägern zurück. Zentral muss zum einen die Frage sein, was es für eine würdevolle, qualitative Betreuung und Versorgung hilfebedürftiger Menschen braucht. Wie viel uns dies als Gesellschaft – trotz herausfordernder Zeiten – zukünftig wert ist, muss in der politischen und öffentlichen Diskussion Priorität haben.
Bürokratieabbau voranbringen
Zum anderen müssen durch mutige Strukturreformen in der Pflege, in der Behindertenhilfe, im Gesundheits- und Bildungsbereich die bereits heute hohen bürokratischen Belastungen und Hürden im Alltag von Diensten, Einrichtungen wirksam reduziert werden. Zu bereits bestehenden Dokumentationspflichten kommen immer neue Regulierungen hinzu: Lieferkettengesetz, Nachhaltigkeitsberichterstattung etc. – in Summe ist dies auch für größere Organisationen immer schwieriger zu stemmen. Daher sind die Stiftungsverantwortlichen überzeugt: Durch eine Bürokratieentlastung entstehen Spielräume, um mit hierdurch wieder freigesetzten Ressourcen soziale Angebote zu sichern und mit Blick auf die steigende Nachfrage weiterzuentwickeln.
Soziale Infrastruktur in der Fläche erhalten
Eine mit ausreichend Ressourcen ausgestattete, soziale Infrastruktur leistet wichtige Beiträge für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Diensten und Einrichtungen der Pflege, Behindertenhilfe etc. unterstützen Menschen mit unterschiedlichen Hilfe- und Betreuungsbedarfen in der Fläche – im städtischen wie im ländlichen Raum: Investitionen in die soziale Infrastruktur sind sich lohnende Investitionen in die Gesellschaft.