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Eine der letzten Überlebenden der „Euthanasie“ mit 98 Jahren gestorben

Meckenbeuren/Liebenau – Die letzte Überlebende Frau der „Euthanasie“-Verbrechen in den Jahren 1940/41 Alexandrina Wolf ist 98-jährig gestorben. Ein langes Leben, das schon im Kindesalter ein grausames Ende hätte nehmen können.

Das Foto zeigt das Grab mit einem Herz aus Moos.

Ein Herz aus Moos, so hatte Alexandrina Wolf sich ihren Grabschmuck gewünscht. Beigesetzt wurde sie auf dem Liebenauer Friedhof im Grab ihres Bruders.

Alexandrina Wolf wurde am 5. Februar 1927 geboren. Sie hatte mehrere Geschwister. Ihre Mutter war damals allerdings nicht in der Lage, sich gut um ihre Kinder zu kümmern. Und so kamen die Kinder nach und nach in Pflegefamilien. Von dort kam Wolf im Alter von drei Jahren nach Liebenau. Anfangs lebte sie in Rosenharz und im Erwachsenenalter wohnte sie dann in einem Wohnhaus auf dem Gelände der Stiftung Liebenau, zuletzt in einem gemeindeintegrierten Wohnhaus (GIW) in Brochenzell.

 

Im Keller versteckt
Sie war 13 Jahre alt, als in Liebenau ab dem 1. Juli 1940 die Deportationen mit Bussen begannen und insgesamt 501 Menschen im Rahmen der „Aktion T4“ des NS-Regimes umgebracht wurden. Später erzählte Wolf noch oft, wie die in Liebenau tätigen Ordensschwestern die Kinder zum Schutz vor dem Abtransport im Keller versteckten und sie dort ganz still sein mussten. Das Leben von Alexandrina Wolf konnte so gerettet werden und Liebenau blieb für lange Zeit ihr Zuhause.

 

Ein lebenslustiger Mensch
Sie lernte lesen und schreiben und arbeitete viele Jahre in der damals noch existierenden Metzgerei der Stiftung Liebenau, später dann in der Gemüseküche. Sie soll sehr fleißig gewesen sein. In ihrer Freizeit ging sie gerne in die Stadt, unternahm Spaziergänge, sammelte das geliebte Moos, las Bücher, schrieb Briefe, strickte Pullover und traf sich mit ihrem Freund. Sie hatte in Brochenzell auch eine Katze, die ihren Lieblingsplatz auf ihrem Bett hatte, wie sich ihre Mitbewohnerinnen und Bewohner erinnern. Vor dem Zubettgehen trank sie gerne ein Glas Rotwein oder auch mal einen Most. Sonntags ging sie, solange es ihr möglich war, in die Kirche. Der Glaube war ihr Begleiter für das ganze Leben. Weggefährtinnen und -gefährten beschreiben sie als sehr lebenslustig, sie liebte Geburtstagsfeste und hat sich für ihr Leben gerne verkleidet, vor allem in der Fasnet. Im Alter von 80 Jahren erkrankte sie an einer Demenz, die ihren Lebensraum zusehends einschränkte.

 

Der letzte Zeitzeuge ist nun der sechs Jahre jüngere Johann Rieg, der wie Alexandrina Wolf, ununterbrochen durch die Stiftung Liebenau betreut wird.

 

 

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Pressekontakt:
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